Nach viel Verständnis für die derzeit laufenden Studentenproteste wird inzwischen auch Kritik laut. Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Margret Wintermantel, sagte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur: "Es bewegt sich schon etwas, aber die Studierenden sind furchtbar ungeduldig." Derzeit mischten sich vernünftige Forderungen mit anderen, die mehr mit einer "allgemeinen Unzufriedenheit" zu tun hatten. Dazu zähle der Vorwurf der Ökonomisierung der Wissenschaft und der Hochschulen.
Der Vorwurf der Entdemokratisierung an den Unis sei "barer Unfug", kritisierte Wintermantel. Sie klagte auch über teils mangelnde Umgangsformen. So sei sie bei einer Debatte mit Studenten am Montag in Leipzig angeschrien worden. Wintermantel sagte dem Audiodienst der dpa: "Ich kann verstehen, wenn die Studierenden sich um ihre Studienbedingungen kümmern. Mein Eindruck ist aber derzeit, dass es wenig konkrete Forderungen gibt, sondern eine allgemeine Unzufriedenheit mit der Studiensituation. Das macht mir schon Sorgen."
Die HRK tagt heute (Dienstag) in Leipzig. Mehrere tausend Studenten wollen dort vor allem gegen die inhaltliche Überfrachtung der neuen Bachelor-Studiengänge und gegen Studiengebühren demonstrieren. Leipziger Studenten wollen ihre Besetzung des Rektorats der Universität für unbestimmte Zeit fortsetzen, sagte ein Sprecher am Dienstag. In Bochum räumte die Polizei derweil am frühen Morgen das von Studenten besetzte Audimax der Ruhr-Universität.