Der DGB will seine Mitglieder nicht zur Wahl der SPD aufrufen. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, sagte der "Berliner Zeitung": "Eine Wahlempfehlung wird es von uns nicht geben." Er riet der SPD, sich stärker von CDU und CSU abzugrenzen. "Bisher war die SPD sehr auf die Linkspartei fixiert. Das hat sie daran gehindert, sich mit der Union auseinanderzusetzen", erklärte Sommer. "Es ist aber so, dass die SPD nicht nur ein, sondern zwei Probleme hat: Oskar Lafontaine und Angela Merkel. Ich habe den Eindruck, dass sie angefangen hat, das zu realisieren." In seinen Augen sollten die Sozialdemokraten zum Beispiel den Mindestlohn und die Erbschaftsteuer durchsetzen, erklärte der DGB-Chef.
Auch die IG Metall rief die Sozialdemokraten zu einer programmatischen Wende auf. "Die SPD hat jetzt die historisch einmalige Chance, neue Antworten zu geben auf die Fragen, die sich in den letzten Wochen entwickelt haben", sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, der "Frankfurter Rundschau". Heute wisse man, dass die Deregulierung nicht in eine gute Zukunft führe. Als Beispiel nannte er die Liberalisierung der Zeitarbeit: Leiharbeiter würden schlecht bezahlt und würden nun, im wirtschaftlichen Abschwung, als erste entlassen.
Deswegen erwarte er vom neuen SPD-Chef Franz Müntefering, "dass er auf die neuen Fragen die richtigen programmatischen Antworten gibt. Und das können nicht die gleichen sein wie in der Vergangenheit."
Der Chef der Linkspartei, Oskar Lafontaine, sieht die SPD ebenfalls unverändert auf dem falschen Weg. "Zwar erleben wir jetzt die Zeit der Wendehälse, und die Vorschläge der Linken werden in einer atemberaubenden Geschwindigkeit von allen Parteien übernommen, auch von der SPD", sagte Lafontaine der "Stuttgarter Zeitung". Solange jedoch die SPD gegen die Pendlerpauschale sei und sich für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan ausspreche, bleibe sie für die Linke "unglaubwürdig".