Doris Schröder-Köpf Doch nicht nur die Frau vom Gerhard

Sie war erst Vollblut-Journalistin, dann stand sie an der Seite ihres Mannes, dem SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Nun hat Doris Schröder-Köpf gute Chancen, eigene politische Ambitionen umsetzen.

Doris Schröder-Köpf hat ihren Mann Gerhard Schröder schon auf Kurs gebracht. "Wenn ich wegen meiner politischen Arbeit nicht da sein kann, kümmert er sich um unsere Kinder", sagte die gelernte Journalistin jüngst der Nachrichtenagentur DPA in einem Interview. Während der Kanzlerjahre (1998-2005) war in erster Linie sie für Haushalt und Kindererziehung zuständig. "Jetzt ist er dran."

Ihre eigenen Ambitionen hat Schröder-Köpf lange hinten angestellt - nun hat sie gute Chancen, sie endlich in die Tat umzusetzen: Die Nominierung als Direktkandidatin der hannoverschen SPD für die Landtagswahl im Januar 2013 in Niedersachsen ist für die zierliche Frau ein wichtiger Schritt beim Gang auf die aktive politische Bühne.

Seit 1997 ist sie Mitglied der Sozialdemokraten. Ihr Mann spielte die erste Geige, doch fortan proben die Schröders den Rollentausch: Während er den Nachwuchs unter seine Fittiche nimmt, hat sie das Parlament im Blick. Der Vorteil des Kanzlers a. D. sei aber, dass die Kinder Klara, Viktoria und Gregor inzwischen selbstständiger sind.

Großes Thema "demografischer Wandel"

Grund genug für Schröder-Köpf, beruflich selbst noch einmal durchzustarten. "Das ist eine frohe Überraschung", sagt die 48-Jährige über das Votum der SPD-Delegierten in ihrem künftigen Wahlkreis in Hannover, wo sie eine Zustimmung von 64 Prozent bekam.

Der Landesparteichef ist jedenfalls voll des Lobes: "Sie ist eine Frau von Format und wird nicht nur viel Erfahrung, sondern auch viele neue Ideen einbringen", sagt Stephan Weil, der Anfang kommenden Jahres CDU-Ministerpräsident David McAllister ablösen will.

Die Frau des 67-jährigen Altkanzlers hatte früh das Ziel, in der Politik mitzumischen. "Aber als mein Mann noch Bundeskanzler war, war es einfach nicht möglich, auch weil die familiären Verpflichtungen dagegen standen", sagt Schröder-Köpf, die während ihrer Schulzeit in der Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv war. Auf die Fahnen geschrieben hat sie sich Familienfreundlichkeit und die Sicherung der Pflege. Der demografische Wandel soll ihr großes Thema werden.

Nicht bloß "Heimchen am Herd"

Schröder-Köpf ist im bayerischen Neuburg an der Donau geboren, als Tochter eines Mechanikermeister und einer Hausfrau. Nach ihrer Internatszeit bei den Franziskanerinnen nahm ihre Karriere Fahrt auf. Sie wurde Journalistin, arbeitete unter anderem bei der "Augsburger Allgemeinen", "Bild" und "Focus". Ihr erstes größeres Interview führte sie mit dem heutigen Außenminister Guido Westerwelle (FDP).

Zum heutigen "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann knüpfte sie früh Kontakte: "Als er in Bonn war, habe ich eine Zeit lang seine Texte redigiert. Ich wusste, der wird später Chefredakteur." Ein dickes Fell zeigte Schröder-Köpf während der Zeit als Kanzlergattin: Vielfach wurde sie als "Heimchen am Herd" verspottet. Viele hätten dabei aber gar nicht beachtet, was sie zuvor schon geleistet habe.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Schröder-Köpf schuf sich Freiräume - mit karitativen Projekten oder der Arbeit an "Der Kanzler wohnt im Swimmingpool" (2001), einem Buch zum besseren Verständnis von Politik. Seit Anfang 2011 gehört sie auch dem Aufsichtsrat des Warenhauskonzerns Karstadt an. Den Traum von einer aufregenden Zukunft hat sie mit Leben gefüllt.

DPA
Martin Moravec und Jan-Henrik Petermann, DPA