Zwei Demonstrationen, eine aufgeheizte Stimmung und mittendrin Dunja Hayali, die ZDF-Moderatorin. Hayali besuchte am Samstag nicht etwa die Demo gegen rechte Gewalt und Hetze, sondern die Gegenseite. Die AfD, Pegida und die Bewegung Pro Chemnitz hatten dazu aufgerufen, gegen Flüchtlinge und die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu protestieren. 8000 Menschen folgten dem Aufruf der Rechten.
Hayali wollte mit den aufgebrachten Menschen ins Gespräch kommen - ein redlicher Versuch, in einer emotionalen Debatte nach dem Tod eines Deutschen, der mutmaßlich von einem Iraker und einem Syrer erstochen wurde, auf Dialog zu setzen. Doch was Hayali erlebte, war typisch für die verfahrende Situation. Eine wütende Bürgerin, redete sich gegenüber Hayali in Rage und beschimpfte sie. Von echter Dialogbereitschaft keine Spur.
In einem Video, dass im Netz verbreitet wird, ist das Gespräch zu verfolgen. Zu vernehmen sind ebenfalls die Kommentare von umstehenden Demonstranten, die zeigen: Reden will hier niemand, die Presse ist sowieso ferngelenkt und Merkel an allem Schuld.
Grenzenlose Wut auf die Medien und Dunja Hayali
"Das Land war mal schön und sicher, aber das ist vorbei. Ich habe Angst um mich und meine Enkel und die können Sie mir mit Ihrer Berichterstattung nicht nehmen”, schimpfte die Frau. Der zentrale Vorwurf lautet: ARD und ZDF berichten nicht neutral, sondern nur über Fehler der AfD oder von US-Präsident Donald Trump – nicht aber über die Fehler von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). “Gegen das eigene Volk wird jeden Tag berichtet."
Das Gespräch endet mit einem Handschlag zwischen einer Begleiterin Hayalis und der Frau - aber ohne echte Annäherung, ohne Aussöhnung der Gegensätze.
Im Netz wird das Video unterschiedlich bewertet. Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch ist begeistert von der Chemnitzer Bürgerin, die Hayali die "Meinung geigt."

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Es gibt auch Lob für Hayali.
Hayali meldete sich nach ihrem Besuch in der sächsischen Stadt auf Twitter zu Wort. Der Moderatorin ist in ihrem Statements anzumerken, wie ratlos sie gegenüber der geballten Wut ist, die jede sachliche Debatte verweigert. "Der Perspektivwechsel - nicht immer einfach, aber wichtig. Respect. Have a nice day", schrieb sie.