Ehemaliger Stasi-Beauftragter Gauck als "Einheitsstifter und Mahner" geehrt

Die Bundesregierung hat den früheren Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck, vor seinem 70. Geburtstag an diesem Sonntag für seine Verdienste um die deutsche Einheit gewürdigt.

Die Bundesregierung hat den früheren Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck, vor seinem 70. Geburtstag an diesem Sonntag für seine Verdienste um die deutsche Einheit gewürdigt. Kanzlerin Angela Merkel und Kulturstaatsminister Bernd Neumann (beide CDU) lobten das Engagement des einstigen DDR-Oppositionellen. Gauck sei ein "Versöhner, Einheitsstifter und Mahner", der für Demokratie eintrete und gegen das Vergessen wirke, sagte Merkel am Donnerstagabend bei einer vorweggenommenen Geburtstagsfeier in Berlin. Neumann dankte dem ehemaligen Pfarrer am Freitag schriftlich: "Auch nach Ihrer Amtszeit sind Sie ein unermüdlicher Aufarbeitungs-Aktivist geblieben."

Gauck war von 1991 an erster Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde, die seit 2000 von Marianne Birthler geleitet wird. Merkel betonte, der gebürtige Rostocker habe schon während des Wende-Herbstes 1989 dazu beigetragen, dass aus dem Widerstand gegen die SED-Diktatur eine Massenbewegung geworden sei. Er setze sich für die innere Einheit ein und warne vor einem Rückzug aus der Gesellschaft. Neumann schrieb: "Die Aufklärung von Unrecht haben Sie zu Ihrem ganz persönlichen Anliegen erklärt." Gauck sei "ein Mensch, der Unrecht unverblümt beim Namen nennt, ohne zu polemisieren." Seine Tätigkeit sei so erfolgreich gewesen, dass die Stasi-Unterlagen- Behörde bis heute als "Gauck-Behörde" bezeichnet werde.

Merkel mahnte, der Verklärung von Geschichte entgegenzutreten. Die DDR sei vom ersten Tag an auf Unrecht gegründet gewesen. Die aus Ostdeutschland stammende Politikerin erinnerte jedoch zugleich daran, dass 98 Prozent der DDR-Bürger keine Stasi-Zuträger gewesen seien. Die DDR dürfe deshalb nicht durch eine Schablone betrachtet werden. Unter Gauck habe die Stasi-Unterlagen-Behörde Maßstäbe gesetzt. Es gehe nicht um Rache, sondern um eine Aufarbeitung des DDR-Erbes: "Für ein gutes Miteinander braucht es die Erfahrungen der anderen."

Gauck forderte, die Deutschen müssten mehr an ihre Fähigkeiten glauben. Er wolle sich weiterhin gegen die "Verdruss-Süchtigkeit" mancher seiner Landsleute einsetzen. Gauck leitet auch den "Verein gegen das Vergessen". Über sein Leben hat er das im Siedler-Verlag erschienene Buch "Winter im Sommer - Frühling im Herbst" geschrieben.

DPA
DPA