Elite-Unis Unis fiebern Hochschul-Oscar entgegen

Gespannt erwarten die deutschen Hochschulen die Entscheidungen zu Elite-Universitäten und zur Vergabe von Fördergeldern. Forscher und Wissenschaftsminister fordern, den Hochschulwettbewerb langfristig fortzusetzen.

"Wir hoffen sehr, dass es nicht bei dieser einen Auflage des Programms bleibt", sagte der scheidende Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Ernst-Ludwig Winnacker. "Die Exzellenzinitiative sollte zu einer dauerhaften Einrichtung werden."

Am Freitag werden die fünf ersten Spitzenhochschulen des Landes gekürt. Sie sollen in den kommenden Jahren mit etlichen Millionen Euro zusätzlich ausgebaut werden und der deutschen Lehre und Forschung vor allem im Ausland zu größerem Renommee verhelfen. Das Programm war noch von der rot-grünen Bundesregierung angeregt worden und hatte zunächst für heftigen Streit mit den Ländern gesorgt. Besonders umstritten war der Begriff der Elitehochschule, der heute nicht mehr in dem Programm auftaucht. Dennoch hat das Programm bereits das Jahrzehnte alte deutsche Tabu der Ausbildung von Eliten gebrochen.

Hintergrund

Elite-Unis
Nach einer Vorauswahl unter 27 Bewerbern sind noch zehn Hochschulen im Rennen um den inoffiziellen Titel einer Elite- Universität in der Förderlinie "Zukunftskonzepte". Das sind die RWTH Aachen, die Universitäten Bremen, Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe (TH), Tübingen und Würzburg, die Freie Universität Berlin sowie die Ludwig-Maximilians-Universität-München und die TU München. Erwartet wird, dass höchstens drei bis fünf Universitäten in dieser Runde einen Zuschlag erhalten.

Exzellenzinitiative


1,9 Mrd. Euro pumpen Bund und Länder in den nächsten fünf Jahren in die Forschung an Universitäten. Im Mittelpunkt des Wettbewerbs um die zusätzlichen Millionen steht die sogenannte Spitzenförderung für etwa zehn ausgesuchte Hochschulen. Heute werden die ersten Sieger gekürt. Kandidaten sind die Uni Bremen, die FU Berlin, die RWTH Aachen, die Unis in Heidelberg, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen sowie die Unis in Würzburg und München sowie die Technische Uni München.

Hochschulpakt


Um zugleich die Studienbedingungen an Unis und Fachhochschulen zu verbessern, verhandeln Bund und Länder derzeit auch über einen Hochschulpakt. Mit diesem milliardenschweren Programm sollen in den nächsten Jahren etwa 90.000 zusätzliche Studienplätze für Schulabgänger geschaffen werden.

Bis 2011 stellen Bund und Länder nun rund 1,9 Mrd. Euro zusätzlich für ausgewählte Hochschulen zur Verfügung, knapp 400 Mio. Euro pro Jahr. Mit dem Geld sollen unter anderem Nachwuchsforscher in Graduiertenschulen gefördert werden. Darüber hinaus werden einzelne Fakultäten mit über 6 Mio. Euro jährlich zusätzlich zu sogenannten Exzellenzclustern ausgebaut. Voraussetzungen für die Zuschüsse sind Kooperationen mit außeruniversitären Instituten wie der Max-Planck-Gesellschaft oder mit Forschungsabteilungen großer Konzerne.

Viel Geld für Kaderschmieden

Eine dritte Förderlinie lockt Hochschulen mit mehreren Graduiertenschulen und Exzellenzclustern schließlich mit einer lukrativen Zusatzförderung: Für besonders ambitionierte interdisziplinäre Forschungskonzepte erhalten einige wenige Universitäten - geplant sind etwa zehn Hochschulen - noch einmal rund 15 Mio. Euro zusätzlich im Jahr. Insgesamt können diese Kaderschmieden auf über 20 Mio. Euro mehr im Jahr hoffen - viel Geld für die notorisch unterfinanzierten deutschen Hochschulen. Vor allem diese dritte Förderlinie soll aus Hochschulen wie Heidelberg oder München international bekannte Unis machen, die mit Harvard oder Princeton konkurrieren können.

Das Programm ist derzeit allerdings auf fünf Jahre befristet. "Die Hochschulen sind dringend auf das Geld angewiesen", sagte DFG-Präsident Winnacker, der sein Amt zum Jahresende aufgibt. Der Wettbewerb habe die Universitäten schon binnen kurzer Zeit beflügelt und ihre seit Jahrzehnten immer wieder eingeforderte Profilierung vorangetrieben, so der mächtigste deutsche Wissenschaftslobbyist.

Ähnlich äußerte sich Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU), der auf besonders viele ausgezeichnete Hochschulen in seinem Land hoffen darf. Denn es gilt als sicher, dass heute vor allem süddeutsche Hochschulen zum Zuge kommen. Allein unter den zehn Kandidaten für die Spitzenförderung finden sich vier Universitäten aus Baden-Württemberg und drei aus Bayern. Zu den aussichtsreichsten Hochschulen im Norden zählt die RWTH Aachen. Am Donnerstag hieß es, mit den Unis Heidelberg und Karlsruhe würden allein zwei Spitzenhochschulen in Baden-Württemberg angesiedelt. Letzte Entscheidungen dürften aber noch am Freitag unmittelbar vor der Verkündung fallen.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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74 Hochschulen hatten sich beworben

Die Präsentation der Gewinner in Bonn wird für die Wissenschaftlerszene damit so spannend sein wie eine Oscar-Verleihung. Insgesamt haben sich in der ersten Runde 74 Hochschulen mit über 300 Anträgen beworben. Schon im Frühjahr wählten Gutachter der DFG, des Wissenschaftsrates, der Länder und des Bundes die aussichtsreichsten Kandidaten aus diesem Berg an Bewerbungen aus. Für Hochschulen, die in dieser ersten Runde heute noch nicht zum Zuge kommen, besteht aber noch Hoffnung: Sie können sich in einer zweiten Runde noch einmal bewerben.

FTD