Wie aus Statistiken des Ministeriums hervorgeht, die der "Financial Times Deutschland" vorliegen, bleibt die Zahl der Freiwilligen nach der faktischen Aussetzung der Wehrpflicht bislang drastisch hinter dem Bedarf der Streitkräfte zurück. Für den Einberufungstermin April entspreche die bisherige Zahl der Freiwilligen nur zehn Prozent des Solls, heißt es in den Unterlagen von Anfang Februar.
Nur wenige Rückmeldungen
Die Statistik nährt die Furcht in der Bundeswehr und bei Verteidigungspolitikern, dass das Ende der Wehrpflicht die Einsatzbereitschaft der Truppe gefährden könnte. Guttenberg plant mit bis zu 15.000 Freiwilligen pro Jahr, die zwischen zwölf und 23 Monate Dienst tun sollen. Nach ersten Meldungen aus den Kreiswehrersatzämtern ist das Interesse daran aber extrem gering. Die Opposition bezweifelt zudem, dass der wegen der Querelen um seine Promotion geschwächte Minister noch das politische Gewicht für den größten Umbau in der Bundeswehrgeschichte hat.
Der neue Freiwilligendienst soll zum 1. Juli starten. Derzeit sind aber noch viele Fragen zu seiner Ausgestaltung offen, ein Gesetz liegt im Bundestag. Erste Erfahrungen nach der Einberufung der letzten Wehrpflichtigen im Januar geben wenig Anlass zur Hoffnung. So standen dem für April gemeldeten Bedarf von 3077 freiwillig länger Dienenden nach altem Muster Anfang Februar 306 Freiwillige gegenüber. Allerdings gibt es auch eine niedrige dreistellige Zahl bereits gemusterter Wehrpflichtiger, die auch ohne Zwang ihren Dienst antreten wollen.
Ministerium "noch nicht zufrieden"
Anlass zur Sorge sind auch Zahlen der Kreiswehrersatzämter zum neuen Freiwilligendienst. Der Statistik zufolge haben als Rückmeldung auf Informationsschreiben an 162.091 bereits als tauglich Gemusterte sowie Abiturienten und Fachoberschüler des Abschlussjahrgangs 2011 nur 4011 "konkretes Interesse" bekundet.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums räumte ein, mit dem bisherigen Interesse "noch nicht zufrieden" zu sein, wandte sich aber gegen voreilige Schlüsse. Ziel sei es, künftig 12.000 Freiwillige pro Jahr zu rekrutieren. "Daran müssen wir uns messen lassen", sagte der Sprecher. Er verwies auf eine ab März geplante Werbekampagne.
Werbekampagne in Springer-Medien
Im Zuge dieser Kampagne plane Guttenbergs Ministerium allein für Anzeigen in Print- und anderen Medien in diesem Jahr Ausgaben in Höhe von knapp 5,7 Millionen Euro, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Das Blatt beruft sich auf eine Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Linkspartei. Ein großer Teil des Geldes fließt demnach direkt an Medien des Springer-Verlags wie "Bild" und "Bild am Sonntag".
Die innenpolitische Sprecherin der Linken, Ulla Jelpke, sprach von einem "ganz miesen Deal". "Das Guttenberg-Ministerium belohnt die Verteidigung des Plagiatsministers durch den Springer-Konzern offenbar mit Hunderttausenden Steuer-Euro", sagte sie der "FR". Die SPD hatte bereits vor einigen Tagen von "Kumpanei" zwischen Guttenberg und dem Springer-Konzern gesprochen. Der Verlag wies einen möglichen Zusammenhang zur Berichterstattung aber als "absurd und lächerlich" zurück.

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Das Verteidigungsministerium hatte vergangene Woche erklärt, dass Anzeigen für die Bundeswehr-Werbekampagne 2011 zunächst nur in "Bild", "BamS" und bild.de geschaltet würden. Die Springer-Medien sind laut "FR" die einzigen, mit denen die Verantwortlichen bislang Verträge abgeschlossen haben.