Erpressungsversuch Steinbrück glaubt nicht an politische Kampagne

Er habe eine Putzfrau illegal beschäftigt und solle seine Kandidatur zurückziehen: Die Hintergründe dieses Erpressungsversuchs vermutet Peer Steinbrück im privaten Bereich.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hält den Erpressungsversuch wegen einer angeblich schwarz beschäftigten Putzfrau nicht für eine politische Schmutzkampagne. "Das hat erkennbar nichts mit dem Wahlkampf konkurrierender Parteien zu tun", sagte er der "Saarbrücker Zeitung", in einem am Montag erscheinendem Interview. Der Täter sei wahrscheinlich eine Einzelperson aus seinem Wohnumfeld in Bonn. Die Staatsanwaltschaft Bonn nahm Ermittlungen gegen Unbekannt wegen Nötigung auf. Der Erpresser hatte in einem Brief an Steinbrücks Frau Gertrud mit Enthüllungen gedroht, wenn ihr Mann seine Kandidatur nicht bis zum 10. September zurückziehe. Dass es sich wohl um eine Einzelperson handele, ändere nichts am strafrechtlichen Charakter des Vorfalls, sagte Steinbrück: "Deshalb wurde auch die Polizei informiert."

Am Samstag hatte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel von einer Schmutzkampagne und dem "bisher absoluten Tiefpunkt im Wahlkampf" gesprochen. Die "Bild-Zeitung" hatte zuvor berichtet, der Erpresser wolle erfahren haben, dass die Steinbrücks eine Frau schwarz beschäftigt hätten, die sich damals illegal in Deutschland aufgehalten habe. Gertrud Steinbrück sagte dem Blatt, ihre Mutter habe der Familie nach dem Umzug 1999 von Kiel nach Bonn "zum Einzug geschenkt, dass ihre Putzhilfe für ein halbes Jahr einmal in der Woche bei uns sauber machen soll". Dabei habe es sich um eine Philippinerin gehandelt, die mit einem Gärtner der philippinischen Botschaft verheiratet und dort auch versichert gewesen sei.

Poststempel kommt aus Bonn

"Ich zahlte sie für die bei mir abgeleisteten Stunden aus und rechnete das jeweils mit meiner Mutter ab", zitierte die Zeitung Gertrud Steinbrück. Nach Ablauf des halben Jahres habe sie der Frau einen Arbeitsvertrag angeboten. Das habe die Frau aber abgelehnt, weil ihr Mann beim Botschaftsumzug nach Berlin seinen Job verloren und die Familie damit den Aufenthaltsstatus verloren habe. Deshalb habe sie nur schwarz arbeiten können. Gertrud Steinbrück sagte dem Blatt, sie habe ihr sagen müssen, "dass ich sie natürlich nicht schwarz beschäftigen kann".

Peer Steinbrück sagte der "Bild am Sonntag": "Ich habe die Frau nie kennengelernt." Nach Informationen des Blattes wurde der an Gertrud Steinbrück adressierte Brief am 30. August an das Bonner Amos-Comenius-Gymnasium geschickt, in dem die Ehefrau des Politikers bis zu ihrer Pensionierung Anfang August unterrichtete. Die Schule leitete den Brief am vorigen Mittwoch ungeöffnet an die Privatadresse der Steinbrücks weiter. Das Schreiben wurde in einem Briefzentrum bei Bonn abgestempelt.

DPA · Reuters
ono/Reuters/DPA