Euro-Zone Merkel hält Ausscheiden Griechenlands für verkraftbar

Was als Katastrophe galt, kann sich die Bundesregierung inzwischen vorstellen: Das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro-Raum. Grund der Gelassenheit: Andere Krisenländer haben Fortschritte gemacht.

Lange Zeit war es keine Option - nun scheint die Bundesregierung sich notfalls doch ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro vorstellen zu können. Laut einer Vorabmeldung des Magazins "Der Spiegel" sei ein Austritt des Staates aus Sicht von Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble verkraftbar. Grund dafür seien die Fortschritte in der Euro-Zone seit dem Höhepunkt der Schuldenkrise 2012. Die Ansteckungsgefahr für andere Länder sei mittlerweile begrenzt, Portugal und Irland saniert. Zudem stehe ein schlagkräftiger Rettungsmechanismus zur Verfügung. Der "Spiegel" beruft sich auf Regierungskreise.

Es sei aber noch nicht geklärt, wie ein Mitgliedsland den Euro verlassen, aber dennoch in der Europäischen Union bleiben könne. "Notfalls klären das findige Juristen", zitiert das Magazin einen Währungsexperten. Griechenland wird seit 2010 mit Rettungsprogrammen in Höhe von 240 Milliarden Euro von den EU-Staaten und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über Wasser gehalten.

Regierungspartei Pasok ist gespalten

Ein Austritt Griechenlands sei aus Sicht der Bundesregierung nahezu unausweichlich, sollte die dortige Opposition bei der anstehenden Parlamentswahl am 25. Januar die Macht übernehmen. Zur stärksten Kraft könnte Umfragen zufolge das Linksbündnis Syriza werden, das die Vereinbarungen mit den internationalen Kreditgebern ändern und den Sparkurs lockern will. An den Wahlen teilnehmen wird auch die am heutigen Samstag neu gegründete Partei "Bewegung der Demokraten (und) Sozialisten" des Ex-Regierungschefs Giorgos Papandreou. Mit der Gründung hat Papandreou die langjährige Regierungspartei Pasok gespalten.

Weder Kanzleramt noch Finanzministerium wollten den "Spiegel"-Bericht bisher kommentieren. Ein Sprecher des Finanzministeriums verwies auf eine Äußerung Schäubles von Montag. Der CDU-Politiker hatte vor einer Abkehr vom Sparkurs gewarnt: "Wenn Griechenland einen anderen Weg einschlägt, wird es schwierig", erklärte er. "Neuwahlen ändern nichts an den mit der griechischen Regierung getroffenen Vereinbarungen. Jede neue Regierung muss die vertraglichen Vereinbarungen der Vorgänger einhalten."

DPA · Reuters
car/Reuters/DPA