Fall Christian Klar Boock soll Informant von Michael Buback sein

Bei dem RAF-Insider, der Details zum Tathergang bei der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback 1977 preisgegeben hat, handelt es sich nach einem Zeitungsbericht um das frühere RAF-Mitglied Peter-Jürgen Boock. Dies soll der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger bestätigt haben.

Der Kontaktmann aus der RAF, der Michael Buback über den genauen Tathergang beim Mord an seinem Vater 1977 informiert hat, soll das ehemalige Mitglied der Rote Armee Fraktion, Peter-Jürgen Boock, sein. Das bestätigte nach einem Bericht der Berliner "Tageszeitung (taz)" der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger.

"Man hat mich angerufen und darum gebeten, eine Erklärung abgeben zu dürfen. Und das habe ich an die Bundesanwaltschaft weitergeleitet, weil ich nicht mehr dort tätig bin", zitierte die "taz" Pflieger. Auf die Frage, ob er bestreite, das Boock der Informant der RAF für Michael Buback gewesen sei, sagte Pflieger nach Angaben des Blattes: "Das habe ich gar nicht bestritten, das kann ich nur bestätigen."

Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback hatte an den zuvor noch unbekannten RAF-Informanten appelliert, mit den Ermittler zusammenzuarbeiten. Der Täter solle sich zu dem Mord an seinem Vater bekennen, forderte Michael Buback am Mittwochabend im ZDF-"Heute-Journal". Unterdessen wurde bekannt, dass der frühere Bundesanwalt Pflieger zwischen dem RAF-Insider und Buback vermittelt hat. Der Informant, der laut "taz" Boock sein soll, habe sich telefonisch an ihn gewandt, sagte Pflieger. Daraufhin habe er die Bundesanwaltschaft eingeschaltet und Michael Buback informiert.

Neutrale Haltung

Der Sohn des 1977 ermordeten Generalbundesanwalts kündigte an, sich in der Frage der Begnadigung des früheren RAF-Terroristen Christian Klar neutral verhalten zu wollen. Bei der Entscheidung komme es allerdings darauf an, dass man den Todesschützen kenne. Bei einer von Bundespräsident Horst Köhler einberufenen Runde, die am Mittwoch über eine Begnadigung Klars beriet, war Buback laut ZDF einer der Teilnehmer. Michael Buback hatte am Dienstag in einem Zeitungsbeitrag geschrieben, dass der Klar möglicherweise nicht der Mörder seines Vaters sei. Dabei hatte sich Buback auf neue Informationen aus dem Umfeld der RAF berufen. Buback betonte, er sei sehr froh, weitere Informationen erhalten zu haben, auch wenn es noch nicht die Informationen seien, die er sich wünsche.

An dem Anschlag auf Generalbundesanwalt Buback am 7. April 1977 in Karlsruhe waren mindestens drei RAF-Terroristen beteiligt: Zwei Täter fuhren auf einem Motorrad neben den Mercedes von Buback. Einer der Männer feuerte 15 Schüsse in den Wagen und tötete die drei Insassen. Die Mörder wurden von einem dritten Komplizen erwartet und flüchteten. Die Täter wurden als Klar, Folkerts und Günter Sonnenberg identifiziert. Alle wurden verurteilt. Klar muss mindestens bis 2009 in Haft bleiben. Er hat jedoch ein Gnadengesuch gestellt.

"Das klassische Täterwissen hatten nur die Beteiligten"

Der frühere Bundesanwalt Pflieger, der Ermittlungen und Anklage gegen Klar koordinierte, sieht bisher keine Zweifel an dessen Schuld: Es sei weder in der Anklage noch im Urteil behauptet worden, dass Klar selbst geschossen habe, sagte Pflieger am Mittwochabend. Durch Spuren und Zeugenaussagen sei aber belegt, dass Klar das bei der Tat benutzte Motorrad und das Fluchtfahrzeug unmittelbar vorher gefahren sei. Er sei deshalb als Mittäter verurteilt worden. Selbst wenn die Aussagen des Informanten stimmen sollten, sei das Urteil nicht falsch. Die Bundesanwaltschaft unterstrich diese Auffassung Der RAF-Experte Butz Peters sagte der AP, es sei nicht auszuschließen, dass die Schüsse auf Buback von jemandem abgegeben wurden, der für diese Tat nie verurteilt worden sei. Peters mahnte jedoch zu einem vorsichtigen Umgang mit den neuen Hinweisen: "Beim Thema RAF hat es im Laufe der Zeit schon mehrfach gezielte Desinformation gegeben."

AP · Reuters
Reuters/AP

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