Verbraucherschutzministerin Renate Künast hat den Thüringer Behörden im Skandal um dioxinbelastetes Futtermittel Versagen vorgeworfen. Es habe viel zu lange gedauert, bis die Futtermittelproben untersucht und die Prüfergebnisse ans Bundesministerium weitergeleitet worden seien, sagte die Grünen-Politikerin der in Dresden erscheinenden "Sächsischen Zeitung" (Mittwochausgabe). Kritik am Erfurter Krisenmanagement gab es nach einem weiteren Zeitungsbericht auch von Seiten der EU-Kommission in Brüssel.
Künast kritisierte, es habe auch irreführende Angaben zur Menge des belasteten Futters gegeben. Der Thüringer Agrarminister Volker Sklenar (CDU) tue zu wenig, um den Skandal in den Griff zu bekommen. "Die sind dort einfach nicht auf Zack", zitierte die Zeitung die Bundesministerin. Ihr Parlamentarischer Staatssekretär Matthias Berninger ergänzte, er sei "fassungslos, wie dilettantisch die Thüringer Behörden vorgegangen sind". Wieder mal sei es die Futterindustrie, die hier "geschlampt" habe.
EU fordert schnellere Weitergabe von Informationen
Über Kritik auch der EU-Kommission am Krisenmanagement der thüringischen Landesbehörden im Dioxin-Skandal berichtete am selben Tag die "Berliner Zeitung". Nach Informationen des Blattes herrscht in Brüssel starke Verwunderung darüber, dass drei Wochen zwischen den ersten Erkenntnissen über die Verseuchung von Tierfutter mit dem Krebs erregenden Stoff und der Benachrichtigung der EU lagen. Die Kommission fordere für die Zukunft die schnellere Weitergabe von Informationen.
Das Thüringer Landwirtschaftsministerium hatte dem Zeitungsbericht zufolge bereits am 15. Januar Kenntnis von der Dioxinbelastung. Das Verbraucherschutzministerium in Berlin und die EU hätten aber erst am 7. Februar davon erfahren. Ein Sprecher des Erfurter Ministeriums verteidigte das Vorgehen: Es sei erst am 7. Februar klar gewesen, dass nicht nur landwirtschaftliche Betriebe in Thüringen, sondern auch in den Niederlanden mit dem Futter beliefert worden seien. "Wir haben uns an die Spielregeln des EU-Schnellwarnsystems gehalten", sagte der Ministeriumssprecher der "Berliner Zeitung".