Heiner Geißler gilt als prominentester Querdenker der CDU. Der frühere CDU-Generalsekretär gehört heute der globalisierungskritischen Organisation Attac an. Scharfzüngig setzt er sich in Talkshows und seinen Büchern für ein gerechteres Wirtschaftssystem ein. Er ist weiterhin CDU-Mitglied, hat aber auch viele Anhänger in linken Kreisen. Auch als Schlichter in Tarifkonflikten etwa am Bau oder bei der Bahn hat sich Geißler einen Namen gemacht. Nun soll er im Konflikt um das Bahnprojekt Stuttgart 21 zwischen Gegnern und Befürwortern vermitteln.
Geißler ist in Baden-Württemberg geboren: Er kommt am 3. März 1930 in Oberndorf am Neckar (Kreis Rottweil) zur Welt. Vor seiner politischen Karriere ist der promovierte Jurist mit den markanten Gesichtszügen vorübergehend Mitglied des Jesuitenordens, dann Amtsrichter.
Unter den Ministerpräsidenten Peter Altmeier und Helmut Kohl (beide CDU) ist Geißler Sozialminister in Rheinland-Pfalz, 1977 wird er CDU-Generalsekretär. Der passionierte Gleitschirmflieger, der 1992 einen Absturz schwer verletzt überlebt, attackiert SPD und Grüne scharf. In der Nachrüstungsdebatte erregt er Aufsehen mit der Aussage, "ohne den Pazifismus der 30er Jahre wäre Auschwitz nicht möglich gewesen".
Nach Kohls Sieg bei der Bundestagswahl 1982 wird Geißler Bundesfamilienminister. Der Sozialexperte arbeitet an einem neuen Image der CDU als moderne Programmpartei. Die fast gleichaltrigen Geißler und Kohl sind beide Machtmenschen, mehr und mehr kommt es zu Spannungen. Beim Bremer Parteitag 1989 muss der Verfechter eines klaren "Kurses der Mitte" sein Amt als Generalsekretär abgeben. Bis 1998 ist er Fraktionsvize im Bundestag, von 1994 an Mitglied im CDU- Bundesvorstand. 2002 zieht er sich aus dem politischen Tagesgeschäft zurück.
Seit langem treibt Geißler die sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich um. "Wir brauchen eine neue Einheit der Wirtschafts- und Sozialpolitik", heißt sein Mantra. Sonst führe die "totale Ökonomisierung" der Gesellschaft zu einer "völligen Umkehrung der Werte".