GEWERKSCHAFT Anklage gegen IG Metall-Chef Zwickel erwartet

Die Staatsanwaltschaft bereitet offenbar wegen der Vodafone-Übernahme gegen IG Metall-Chef Klaus Zwickel eine Anklage wegen des Verdachts der Untreue vor.

Hintergrund sind Ermittlerungen wegen der Millionenabfindungen bei der feindlichen Übernahme von Mannesmann durch den britischen Konkurrenten Vodafone. Zwickel gehörte dem damaligen Mannesmann-Aufsichtsrat an.

Antrag auf Ablösung der Staatsanwälte

Die verantwortlichen Staatsanwälte sind offensichtlich unumstößlich entschlossen, Anklage zu erheben, obgleich noch die Frist für Stellungnahmen der Betroffenen bis zum 16. August läuft, erklärten die Anwälte des Gewerkschaftschefs am Mittwoch in Frankfurt. Sie kündigten zugleich Anträge auf Ablösung der beiden ermittelnden Staatsanwälte an.

Weitere Anklagen sollen folgen

Nach Angaben der »Süddeutschen Zeitung« vom Mittwoch, gilt es als sicher, dass auch gegen den Deutsche Bank-Vorstandschef und ehemaligen Mannesmann-Aufsichtsrat Josef Ackermann und fünf weitere Beschuldigte Anklage erhoben wird. Die Düsseldorfer Behörde hatte zuvor am Dienstagabend mitgeteilt, dass die Entscheidung über eine Anklageerhebung noch nicht gefallen sei. Insgesamt wird gegen elf Personen ermittelt, darunter auch gegen den damaligen Aufsichtsratschef Joachim Funk, den ehemaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser und Vodafone-Chef Chris Gent.

Schädigung des Mannesmann-Vermögens

An Vorstandsmitglieder und weitere Führungskräfte von Mannesmann waren nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit der lange Zeit von der Mannesmann-Führung bekämpften Übernahme durch Vodafone »Anerkennungsprämien« und sonstige Zahlungen in Höhe von mindestens rund 200 Millionen Mark gezahlt worden. Diese wurden von einem Ausschuss des Aufsichtsrats gebilligt, dem unter anderem auch Ackermann und Zwickel angehörten. Nach Darstellung der Zwickel-Anwälte sieht die Staatsanwaltschaft darin eine unrechtmäßige bewusste Schädigung des Vermögens der damaligen Mannesmann AG.

Zwickel enthielt sich der Stimme

Zwickels Anwälte wiesen zugleich erneut jegliche Schuldvorwürfe gegen den IG Metall-Chef zurück und kündigten einen Antrag auf Ablösung der zuständigen Staatsanwälte wegen Befangenheit und Voreingenommenheit an. Der IG Metall-Chef hatte sich bei der Entscheidung über die Zahlungen »enthalten«. Aus den Gesprächen mit den Staatsanwälten ist klar geworden, dass ihre Entscheidung bereits feststeht, so die Anwälte.

Ein einziges Veto hätte genügt

Ein Sprecher von Deutsche Bank-Chef Ackermann hatte am Dienstagabend erklärt, eine Anklage wegen des Verdachts der Untreue würde aus rechtlicher Sicht abwegig erscheinen. Der Deutsche-Bank-Chef sei darüber erstaunt, dass ihm bislang keinerlei Ermittlungsergebnisse vorgelegt wurden, zu denen Ackermann dann hätte Stellung nehmen können. Im Übrigen habe der zuständige Ausschuss des Mannesmann-Aufsichtsrats in Vergütungsfragen ein breites Ermessen gehabt. Dem Ausschuss gehörten neben Ackermann und Zwickel auch Aufsichtsratschef Funk und Konzernbetriebsratschef Jürgen Ladberg an. Bei einem Veto eines Mitgliedes gegen die hohen Prämien hätte die Angelegenheit dem gesamten Aufsichtsrat vorgelegt werden müssen.

»Keine persönliche Schuld Zwickels«

DGB-Chef Michael Sommer sagte am Mittwoch in Berlin auf Fragen von Journalisten, er habe den Bericht und die Bewertung in der »Süddeutschen Zeitung« gründlich gelesen: »Ich habe bei alledem nicht die Spur eines persönlichen Vorwurfs der Bereicherung gegenüber Klaus Zwickel gesehen. Das halte ich für sehr wichtig.« Weiter wolle er den Vorgang nicht kommentieren.

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