In Hessen haben nach der SPD auch die Grünen mit großer Mehrheit den rot-grünen Koalitionsvertrag gebilligt. Damit ist der Weg für die Wahl der SPD-Landesvorsitzenden Andrea Ypsilanti zur Ministerpräsidentin einer rot-grünen Minderheitsregierung frei. Auf einem Grünen-Parteitag am Sonntag in Frankfurt gab es bei 469 Delegierten nur acht Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Am Samstag hatte die SPD in Fulda mit 95 Prozent für das Papier gestimmt.
Ypsilanti will sich am Dienstag im Wiesbadener Landtag mit den Stimmen von Sozialdemokraten, Grünen und Linkspartei zur neuen Regierungschefin wählen lassen. CDU-Ministerpräsident Roland Koch ist nach dem Verlust der Mehrheit bei der Landtagswahl Ende Januar nur noch geschäftsführend im Amt.
Der hessische Grünen-Vorsitzende Tarek Al-Wazir hatte bei seiner Partei um Zustimmung zu dem Koalitionsvertrag mit der SPD geworben. Trotz schmerzhafter Kompromisse zeige der Vertrag, "was inhaltlich möglich wäre" für eine neue Umwelt-, Sozial- und Bildungspolitik in Hessen, sagte Al-Wazir am Sonntag auf einem Parteitag in Frankfurt. Zugleich mahnte er die SPD, die Wahl ihrer Landesvorsitzenden Andrea Ypsilanti zur Nachfolgerin von CDU-Ministerpräsident Roland Koch nicht an internem Streit scheitern zu lassen.
Die Hessen-SPD hatte den Koalitionsvertrag am Vortag gebilligt. Allerdings sprach sich der Stellvertreter der Vorsitzenden Andrea Ypsilanti, Jürgen Walter, gegen die Vereinbarungen aus. Ypsilanti ist auf seine Stimme angewiesen, wenn sie am Dienstag mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linkspartei Koch ablösen will.
Angesichts der anhaltenden Kritik an Ypsilantis Plänen sicherte SPD-Chef Franz Müntefering der hessischen Landesvorsitzenden seine Unterstützung zu. "Ich drücke die Daumen", sagte Müntefering der "Bild"-Zeitung. "Ich gehe davon aus, dass sie gewählt wird. Und dann gilt: Macht was Ordentliches draus! Hessen muss wieder vernünftig regiert werden." Die Abhängigkeit von der Linkspartei sei aber "natürlich ein Problem". Er hätte es anstelle des jetzigen Modells vorgezogen, wenn die Linke in ein Regierungsbündnis eingebunden worden wäre.