Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti will offenbar auf der Sitzung des Landesvorstands ihrer Partei am Mittwoch beschließen, Koalitionsverhandlungen mit den Grünen aufzunehmen. Das berichtet die Tageszeitung "Die Welt" unter Berufung auf SPD-Vorstandskreise. Die Verhandlungen sollten dann nach einem SPD-Landesparteitag Mitte September oder Anfang Oktober beginnen.
An diesem Montag will Ypsilanti laut dem Bericht in einer Telefonschaltkonferenz mit Parteichef Kurt Beck und der SPD-Spitze die Chancen und Risiken ihres Vorhabens ausloten, sich im Landtag mit Hilfe der Linkspartei zur Nachfolgerin des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) wählen zu lassen. Kochs CDU regiert seit der Landtagswahl im Januar in Hessen ohne eigene Mehrheit.
Ypsilanti verfolgt ihren zweiten Anlauf für eine Regierungsübernahme in Hessen trotz andauernder Kritik aus der Bundespartei. Ihr erster Versuch, sich zur neuen Ministerpräsidentin wählen zu lassen, war vor einem halben Jahr am Widerstand aus den eigenen Reihen gescheitert. Nach einem Bericht des "Spiegel" plant Ypsilanti, dass der Landtag Mitte November über eine von der Linken tolerierte rot-grüne Koalition abstimmt.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die hessische SPD bestätigt, dass Ypsilanti sich mit den Vertretern der Linken im Landtag treffen wolle. Es gehe um einen freien Meinungsaustausch über die bislang im hessischen Landtag erreichten Ziele und "das, was vor uns liegt", sagte Parteisprecher Frank Steibli damals. Ein ähnliches Gespräch sei auch mit der Fraktion der Grünen geplant.
Unterstützung erhielt Ypsilanti vom niedersächsischen SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner. "Koalitionen auf Landesebene sind pragmatische Konsequenzen aus Wahlergebnissen, sie präjudizieren nichts für die Bundesebene. Dies gilt besonders jetzt, wo wir in Deutschland ein Fünf-Parteien-System haben", sagte Jüttner.