Hrdlicka-Beerdigung Lafontaines erster Auftritt nach Krebs-OP

Es war der erste Auftritt nach seiner Prostatakrebs-Operation vor einem Monat: Linksparteichef Oskar Lafontaine hat in Wien die Beerdigung von Alfred Hrdlicka besucht. Am Grab stützte er die Witwe des verstorbenen Künstlers.

Linke-Chef Oskar Lafontaine geht es nach seiner Krebs-Operation vor einem Monat offensichtlich wieder besser. Bei der Beerdigung seines Künstlerfreundes Alfred Hrdlicka in Wien trat er am Samstag erstmals wieder öffentlich auf. Linke-Fraktionschef Gregor Gysi kündigte in einem DAPD-Interview an, Anfang Januar wolle Lafontaine die Entscheidung über seine Zukunft als Parteichef mitteilen.

"Bild am Sonntag" und die österreichische Nachrichtenagentur APA berichteten, Lafontaine habe eine Trauerrede auf den international berühmten Bildhauer Hrdlicka gehalten. Der 66-Jährige habe trotz Eiseskälte einen fitten Eindruck gemacht. Auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortetet er laut "BamS": "Gut. Relativ gut." Die Frage, ob er seiner Partei erhalten bleibe, habe er nicht beantwortet.

Gysi sagte der DAPD, er hoffe, Lafontaine stehe im Mai zur Wiederwahl als Parteivorsitzender zur Verfügung. "Ich werde mich Anfang Januar mit ihm unterhalten und dann wird er seine Entscheidung mitteilen. Ich werde auf ihn einreden, es zu machen." Lafontaine wird am 11. Januar zur Fraktionsklausur seiner Partei in Berlin erwartet. Parteifreunde rechnen damit, dass er hier seine Rückkehr in die Politik und eine erneute Kandidatur für den Parteivorsitz im Mai verkünden wird.

Gysi fordert SPD zur Positionierung auf

Derweil zeigte sich der neue SPD-Chef Sigmar Gabriel offen für ein Gespräch mit Lafontaine. "Wenn Oskar Lafontaine mit mir reden will, wird er sich schon melden, und natürlich rede ich dann mit ihm", sagte Gabriel "Bild am Sonntag". Derzeit sehe er allerdings kein Anlass für ein Gespräch. Die Mitglieder der Linkspartei "müssen für sich klären, ob sie regierungsfähig" werden wollten. "Diese Debatte findet ja gerade zwischen den ostdeutschen Pragmatikern und den westdeutschen Sektierern statt", sagte Gabriel.

Auch die Linke zeigte sich gesprächsbereit. Ein Bündnis mit Grünen und Linken könne er sich schon vorstellen, sagte Gysi. "Aber das bedarf gewaltiger Entwicklungen, vor allem bei SPD und Grünen, ein wenig auch bei uns", fügte er hinzu. "Wir werden aber keine Regierung bilden, wo wir 'Ja' sagen müssen zu Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan, zu Rente mit 67, zu Hartz IV, sonst machten wir uns am selben Tag überflüssig." Sonst gehe es auch um Kompromisse. "Etwa bei der Frage der Steuergerechtigkeit, da sind Kompromisse möglich", sagte Gysi.

Er forderte die SPD auf, möglichst rasch ihren Standort zu finden. Sie ist als zweite Union gescheitert, eine zweite Linke braucht man nicht", sagte er. "Die SPD brauchte eine grundsätzliche selbstkritische Aufarbeitung. Dazu brauchte man eine Führungspersönlichkeit mit großer natürlicher Autorität. Noch ist der Versuch nicht gestartet worden. Gabriel hat jetzt die Chance dazu."

AP
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