Wer die Reichsbürger-Szene als harmlos abgetan hat, der wird überrascht sein über die Zahlen und Fakten, die das Nachrichtenmagazin "Focus" nun unter Berufung auf den Verfassungsschutz veröffentlichte. 15.600 Reichsbürger sollen in Deutschland aktiv sein. Von sogenannten Selbstverwaltern bis hin zu paramiltärischen und bewaffneten Gruppen ist die Szene sehr divergent. Anfang 2017 gingen Sicherheitsbehörden noch von einer Gesamtzahl von rund 10.000 Reichsbürgern aus. Vor allem in bestimmten Regionen Deutschlands ist die Szene sehr aktiv.
Waffenbesitz und Rechtsextremismus
Sorge bereitet den Experten, dass die Szene über eine große Zahl an legalen und illegalen Waffen verfügt. Dem Bericht zufolge besitzen mehr als 1000 Reichsbürger eine waffenrechtliche Erlaubnis. Die Bewegung erkennt die Bundesrepublik nicht an, spricht Behörden und Gerichten die Legitimität ab und behauptet, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Sie wird vom Verfassungsschutz beobachtet, weil ihr auch Rechtsextremisten angehören.
Die größte Szene gibt es "Focus" zufolge in Bayern, wo die Behörden rund 3500 Reichsbürger zählen. Es folgen Baden-Württemberg mit 2500, Nordrhein-Westfalen mit 2200, Niedersachsen mit 1400 und Sachsen mit 1300 Reichsbürgern, wie es in dem Bericht heißt.
Reichsbürger in Ostdeutschland planen Aufbau einer Armee
Nach einigen Gewalttaten auf Staatsvertreter steht die Reichsbürger-Szene bereits seit einiger Zeit verstärkt unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden. Eine bewaffnete Gruppe innerhalb der Szene plane offenbar sogar den Aufbau einer eigenen Armee.
Entsprechende Bestrebungen hätten Verfassungsschutzämter in Ostdeutschland registriert. Sicherheitskreise hätten bestätigt, dass sich Reichsbürger aus mehreren Bundesländern bei einem konspirativen Treffen mit dem Aufbau einer militärischen Organisation befasst hätten.