Täglich verkündet Jens Spahn auf seinem Twitter-Account die neuesten Wasserstandsmeldungen in Sachen Impfungen: Am Montag wurden 38 Millionen Deutsche mindestens einmal geimpft, am Dienstag waren es immerhin schon 38,2 Millionen. An den Tweets des Bundesgesundheitsministers lässt sich der Fortschritt der Impfkampagne in Deutschland also durchaus nachvollziehen – und doch geht es vielen Bürger:innen nicht schnell genug.
Das wurde auch an den Reaktionen auf einen Zusatz, den Spahn den neuen Impfzahlen zufügte, deutlich. "Wollen wir eine Impfquote von >75% erreichen, müssen wir mind. noch 15 Mio Menschen überzeugen", schrieb der Minister. Ein Satz, der so verstanden werden könnte, als läge es an den impfskeptischen Deutschen, dass die Pandemie noch nicht vollends überwunden ist.
Viele Menschen warten auf einen Impftermin
Dabei würden sich Millionen Menschen nur allzu gern impfen lassen, können es aber nicht. Viele warten noch auf einen Impftermin, die Wartezeiten bei den Hausärzt:innen sind lang, auch in den Impfzentren gibt es kaum noch freie Zeitfenster. Zwar ist seit dem Montag die Priorisierung für alle Impfstoffe aufgehoben, doch die verfügbaren Mengen reichen noch bei weitem nicht für alle Impfwilligen.
Entsprechend fielen die Reaktionen auf Spahns Tweet aus. "Ich brauche keine Überzeugungsarbeit, sondern einen Impftermin", schrieb ein User. "Ich kenne in meinem gesamten Bekanntenkreis keinen einzigen Impf-Gegner. Jedoch kenne ich sehr viele Leute, die immer noch keinen Impftermin haben. Das ständige Gerede über Impf-Verweigerer soll nur vom Versagen der Bundesregierung (vor allem: Spahn und Merkel) ablenken", kommentierte ein anderer. Viele gaben Spahn die Schuld an dem Impfstoffmangel.
Immer mehr Länder öffnen für Reisende – 25 europäische Länder im Vergleich

In Estland, Lettland und Litauen wird kräftig gelockert: Die Geschäfte sind in allen drei baltischen Staaten wieder offen, die Gastronomie darf im Außenbereich unter Auflagen wieder Gäste bedienen. Auch im Kulturbereich gibt es erste Öffnungen. Wer von Deutschland oder aus anderen EU-Ländern einreist, muss sich registrieren. In Lettland und Litauen ist grundsätzlich ein negativer Corona-Test vorzuweisen, in Estland gilt dies für Einreisende aus stärker betroffenen Ländern. Deutschland zählt gegenwärtig nicht dazu - deshalb entfällt auch die zehntägige Quarantänepflicht. In Lettland und Litauen dagegen sind nur nachweislich Geimpfte und Genesene davon befreit.
Jens Spahn: "Es geht um Wochen"
Der Bundesgesundheitsminister hat derzeit ohnehin einen schweren Stand: Ihm wird vorgeworfen, er habe minderwertige Masken an Menschen mit Behinderung und Obdachlose verteilen wollen. Deshalb forderten in den sozialen Netzwerken zahlreiche User:innen den Rücktritt Spahns, auch aus der SPD kam scharfe Kritik. Die Vorsitzende Saskia Esken nannte Spahns Vorgehen "menschenverachtend" und brachte ebenfalls einen Rücktritt des Ministers ins Spiel. Bundeskanzlerin Angela Merkel hingegen verteidigte den stellvertretenden CDU-Vorsitzenden.
Was den Fortschritt der Impfkampagne angeht, versicherte Spahn am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin": "Wer auf einen Impftermin wartet, muss nur noch wenige Wochen Geduld haben. Es geht um Wochen, nicht um Monate." Trotzdem warb er um Geduld: "Es können jetzt nicht alle innerhalb von ein, zwei Wochen geimpft werden."
Quelle: Jens Spahn auf Twitter / ARD-"Morgenmagazin"