Jürgen W. Möllemann Sprung in den Tod

Jürgen W. Möllemann ist bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommen. Der Sturz sei aus "ziemlich großer Höhe" erfolgt. Am selben Tag wurden Büros und Wohnungen des früheren FDP-Politikers im In- und Ausland durchsucht.

Jürgen Möllemann ist tot. Der 57-jährige ehemalige FDP-Politiker stürzte am Donnerstagmittag bei einem Fallschirmsprung auf ein Feld nahe dem Flughafen Loemühle bei Marl ab und starb, wie die Sprecherin der Polizei Recklinghausen, Elisabeth Issinghorst berichtete. Der Sturz sei aus "ziemlich großer Höhe" erfolgt. Ob es sich um ein Unglück oder womöglich um Selbstmord handelte, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.

Hinweise von Augenzeugen deuten allerdings auf Selbstmord. Der 57-Jährige habe den bereits geöffneten Hauptschirm abgeworfen und den Reserveschirm nicht geöffnet, berichteten Zeugen nach Informationen aus Polizeikreisen. Offiziell wollte die Polizei dies am Donnerstag zunächst nicht bestätigen. „Wir müssen zunächst die Vernehmung der neun Sportler abwarten, die gemeinsam mit Möllemann abgesprungen sind“, sagte ein Sprecher.

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hat nach dem Absturz eine Untersuchung eingeleitet. Wann erste Ergebnisse vorliegen werden, konnte ein Sprecher am Donnerstag in Braunschweig noch nicht sagen.

Kurz vor dem Absturz war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaften Düsseldorf und Münster an verschiedenen Orten im Bundesgebiet Büros und Wohnräume des früheren stellvertretenden FDP-Chefs durchsuchten. Nach Angaben der Ermittler fanden die Aktionen am Donnerstag an insgesamt 25 Stellen in 13 Orten in Deutschland, Spanien, Luxemburg und Liechtenstein statt. An den Durchsuchungsmaßnahmen waren neun Staatsanwälte und etwa 100 Beamte des Landeskriminalamtes in Düsseldorf sowie der Steuerfahndung in Münster beteiligt, wie Staatsanwalt Johannes Mocken sagte.

Bundestag hob Möllemanns Immunität auf

Die Auswertung der Unterlagen wird nach seinen Worten geraume Zeit in Anspruch nehmen. Weitere Einzelheiten wollte Mocken unter Hinweis auf das Steuergeheimnis und eine mögliche Gefährdung des Ermittlungszwecks nicht mitteilen. Zuvor hatte der Bundestag in Berlin die Immunität des seit seinem Ausscheiden aus der FDP fraktionslosen Abgeordneten einstimmig aufgehoben.

Der 57-jährige leidenschaftliche Fallschirmspringer, der unter Kanzler Helmut Kohl Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler war, war im März aus der FDP ausgetreten. Der frühere nordrhein-westfälische Landesvorsitzende zog damit die Konsequenz aus einer heftigen Auseinandersetzung mit der Parteiführung, die sich am so genannten Antisemitismus-Streit entzündet hatte: Nur wenige Tage vor der Bundestagswahl im September 2002 hatte Möllemann mit einem israelkritischen Flugblatt seinen beigelegt geglaubten Streit mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, wieder aufleben lassen.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Partei-Ausschluss mit Austritt zuvorgekommen

Kurz nach der Wahl erklärte er seinen Rücktritt vom Amt des stellvertretenden Bundesvorsitzenden, nachdem sein Flugblatt für die Wahlschlappe der FDP verantwortlich gemacht worden war. Die Bundes- und die Landespartei leiteten später Verfahren zum Ausschluss Möllemanns aus Partei und Fraktion der FDP ein. Diesem Ausschluss kam er mit seinem Austritt zuvor. Möllemann blieb aber als Fraktionsloser Mitglied in Bundestag und nordrhein-westfälischem Landtag. Bis zuletzt hatte der dreifache Familienvater mit der Gründung einer eigenen Partei geliebäugelt.

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