Nach dem Vorstoß der CSU-Landesgruppe für Parteichef Edmund Stoiber stellte sich am Mittwoch der größte CDU-Landesverband Nordrhein-Westfalen demonstrativ hinter die Vorsitzende Angela Merkel. Die Saar-CDU plädierte mehrheitlich für Stoiber. Ex-Parteichef Wolfgang Schäuble rügte in Kreuth die öffentliche Debatte und verwies auf die Absprache eines gemeinsamen Vorschlags. Um das geplante Spitzengespräch darüber wurde weiter ein Geheimnis gemacht.
Zum Schluss der CSU-Klausurtagung sagte Schäuble, er habe die Vereinbarung der Parteichefs für richtig gehalten, Anfang 2002 einen gemeinsamen Vorschlag zu präsentieren und bis dahin keine öffentliche Diskussion zu führen. Leider hätten sich nicht alle daran gehalten. Zugleich dementierte er Meldungen über eine Vermittlungstätigkeit in der »K-Frage«.
Auf den Kurs der Union werde die letztliche Entscheidung keinen Einfluss haben, meinte Schäuble weiter. Das Plädoyer der CSU-Abgeordneten für Stoiber wollte er nicht kommentieren. Landesgruppenchef Michael Glos reagierte gelassen auf Kritik, damit sei gegen die Absprache der Vorsitzenden verstoßen worden: »Wenn es solche Vorwürfe gab, muss ich mit diesen Vorwürfen leben.«
Landesverband überzeugt von Merkel
In Nordrhein-Westfalen meldete sich gleichzeitig der mitgliederstärkste CDU-Landesverband mit einem einstimmigen Beschluss für Merkel zu Wort. Die Vorstandsmitglieder seien überzeugt, dass die Erfolgsaussichten bei der Bundestagswahl mit ihr noch größer seien, erklärte Landeschef Jürgen Rüttgers. Er glaube, dass es in der CDU eine Mehrheit für Merkel gebe. Nach dem Gespräch der Parteivorsitzenden erwarte man einen einvernehmlichen Vorschlag »so bald als möglich«, erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende. Als Termin der Entscheidung vermutete er die kommende Woche.
Meyer: Mit Merkel die größeren Chancen
Auch CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer bekräftigte, seiner Überzeugung nach habe die Union mit Merkel die größere Chance zu gewinnen. Er äußerte sich gewiss, dass es keine Kampfabstimmung, sondern eine Einigung der beiden Vorsitzenden unter vier Augen geben werde. Näheres über das geplante Gespräch, dass binnen 14 Tagen stattfinden solle, wollte er nicht preisgeben. Jeder wisse, dass CDU und CSU nur geschlossen die Bundestagswahl gewinnen könnten, betonte er. »Dem hat sich alles andere unterzuordnen.«
Wegen besserer Siegeschancen sprachen sich auf einer Klausurtagung in Tholey die meisten der saarländischen CDU-Landtagsabgeordneten für Stoiber aus. Fraktionschef Peter Hans sagte, auch Ministerpräsident Peter Müller habe sich entsprechend geäußert. Der niedersächsische CDU-Vorsitzende Christian Wulff wollte sich öffentlich immer noch nicht festlegen. Sein sachsen-anhaltischer Kollege Wolfgang Böhmer plädierte in der »Mitteldeutschen Zeitung« für Stoiber. Schleswig-Holsteins Landeschef Johann Wadephul bezeichnete im ORB die besseren Chancen als maßgebliches Kriterium.
Nach einer Forsa-Studie im Auftrag der »Woche« würden bei einem direkten Vergleich derzeit 47 Prozent für Kanzler Gerhard Schröder und 33 Prozent für Stoiber stimmen. Bei einer Auseinandersetzung mit Merkel wären 51 Prozent für den Amtsinhaber und nur 29 Prozent für die Herausforderin.