Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich mit deutlichen Worten gegen das Verhalten seines SPD-Parteigenossen Gerhard Schröder im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine gewandt.
In einem Interview in der ARD-Sendung "Konfrontation" am Montagabend wertete der 59-Jährige die rund gut zwei Wochen zurückliegende Reise des Altkanzlers nach Moskau als "Naivität": "Wenn jemand wie Putin einen Krieg macht, wird er nicht sagen: 'Gerd, jetzt wo du das sagst, ich denk' nochmal drüber nach', vielleicht mach' ich jetzt hier mal langsam'. Das wird nicht stattfinden", so Lauterbach. "Der ganze Auftritt grenzte ans Peinliche", legte der Gesundheitsminister nach. "Fremdschämen ist ein Begriff, der einem da in den Kopf kommt."
Karl Lauterbach: Gerhard Schröders "an Grenze zu Lächerlichem unterwegs"
Gerhard Schröder war Mitte März offenbar aus eigener Initiative gemeinsam mit seiner Ehefrau in die russische Hauptstadt gereist – womöglich um in dem Krieg auf Kreml-Herrscher Wladimir Putin einzuwirken. Offiziell ist über Zweck und Ergebnisse der Moskau-Mission Schröders nach wie vor nichts bekannt.
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Lauterbach sagte in dem Gespräch mit dem Journalisten Markus Feldenkirchen ("Spiegel"), die Zeiten, zu denen er Gerhard Schröder geschätzt habe, seien "lange her". "Er hat quasi alles verloren. Ihm ist es als Altkanzler gelungen, an der Grenze zu einer Witzfigur unterwegs zu sein. Von seinem früheren Prestige ist leider gar nichts übriggeblieben. Er macht es, mit allem, was er tut, nur schlimmer. Also es ist wirklich traurig", stellte er fest und zog ein ernüchtertes Fazit. "Man wird ihn nicht als Kanzler in Erinnerung haben, sondern als jemanden, der zum Schluss dann doch an der Grenze zum Lächerlichen unterwegs war."
Vor Karl Lauterbach waren schon etliche weitere führende SPD-Mitglieder auf Distanz zu Schröder gegangen – allerdings ohne solch deutliche Worte wie der Gesundheitsminister gewählt zu haben.
Der Grund für die ablehnende Haltung vieler Genossinnen und Genossen sind die engen Verflechtungen des früheren Bundeskanzlers (1998 bis 2005) mit der russischen Elite. Schröder gilt als Vertrauter von Wladimir Putin und lässt sich darüber hinaus zwei Aufsichtsratsposten bei den staatlichen russischen Energiekonzernen Nord Stream und Rosneft gut bezahlen. Sein Engagement brachte dem 77-Jährigen den Spitznamen "Gas-Gerd" ein. Den völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf das Nachbarland relativierte Schröder jüngst mit den Worten: "Es gab viele Fehler – auf beiden Seiten." Er stellte jedoch auch klar, dass der Gebrauch militärischer Mittel seitens Russlands nicht zu rechtfertigen sei.

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Quellen: "Konfrontation" in der ARD-Mediathek, Nachrichtenagentur DPA