Der katholische Theologe Hans Küng hat den USA einen «völkerrechtswidrigen und unmoralischen Angriffskrieg» gegen den Irak vorgeworfen. «Mit dieser Politik können sie zwar den Krieg militärisch gewinnen, politisch ist es aber schon jetzt eine Niederlage großen Stils», sagte Küng, der auch Präsident der Stiftung Weltethos ist, in einem dpa-Gespräch in Tübingen.
Bild von Amerika wird sich wandeln
Die Jugend der Welt werde nicht mehr wie seine Generation das demokratische, friedliebende und humanitäre Amerika als Leitbild haben, «sondern das gewalttätige, kriegslüsterne, imperialistische Amerika», sagte Küng. «Mit der Bush-Politik kann man sich nicht identifizieren, wohl aber mit den Ungezählten in Amerika, die wie wir den Frieden wünschen.»
"Neokolonialistische Macht"
Nach Darstellung des Theologen ist es «tragisch, dass die Vereinigten Staaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg so viel zur Entkolonialisierung der Welt beigetragen haben, jetzt selber als neokolonialistische Macht auftreten, die unter dem Vorwand der Demokratisierung sich der Ölreserven des Nahen Ostens bemächtigen und ihre Hegemonie aufrichten will».
Küng sagte: «Es ist noch tragischer, dass die Vereinigten Staaten, die an der Wiege der Vereinten Nationen gestanden haben und mehr als alle anderen in der Zeit des Kalten Krieges zum Frieden beigetragen haben, jetzt das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen leugnen und sich faktisch an die Stelle der Vereinten Nationen setzen.»