Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) erfreut sich über alle Parteigrenzen hinweg hoher Sympathiewerte. Die Volksnähe ist das wohl wertvollste Pfund des beleibten Landesvaters, mit dem er bei den Landtagswahlen am 26. März die absolute Mehrheit für die Sozialdemokraten eingefahren hat. Seit elf Jahren führt der gelernte Elektromechaniker erfolgreich die nur noch wenige Wochen bestehende einzige sozialliberale Koalition in Deutschland - ab Mitte Mai wird das Weinland dank ihm von der SPD allein regiert werden.
Bis heute hört sich der 57-jährige neue starke Mann der SPD regelmäßig die Probleme der Einwohner seiner kleinen südpfälzischen Heimatgemeinde Steinfeld an, wo er vor vielen Jahren Ortsbürgermeister war. Die Bürgersprechstunde sei ihm "hoch und heilig", heißt es in der Mainzer Staatskanzlei. Nicht ohne Grund wird Beck als bodenständig und leutselig beschrieben. "Für das Funktionieren unseres Alltagslebens ist die Putzfrau genau so wichtig wie der Generaldirektor oder der Krankenpfleger wie die Chefärztin", sagt der verheiratete Vater eines Sohnes.
"Nah bei den Leuten"
Beck redet gern und oft mit Menschen, beschreibt sich selbst als "nah bei den Leuten". Er sieht in der Kommunikation ein Markenzeichen seiner Politik: "Miteinander zu Lösungen kommen - das ist in der Zwischenzeit auch zu einem Markenzeichen für dieses Land geworden", sagt der Stammgast beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern.
Zu Becks politischem Erfolg hat auch beigetragen, dass er Veränderungen behutsam angeht und die Dinge mit ideologiefreiem Blick betrachtet. "Beck ist ein ganz und gar unradikaler Mann", beschreibt der Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen Falter den gelernten Elektromechaniker. Nicht zuletzt wohl deshalb funktionierte die Regierung mit der FDP über viele Jahre reibungslos und bescherte Rheinland-Pfalz etwa bei den Investitions- und Arbeitslosenquoten bundesweit gute Noten.
Am 26. Oktober 1994 war Beck als Nachfolger des damals in den Bundestag gewechselten Rudolf Scharping (SPD) vom Landtag in Mainz zum Ministerpräsidenten gewählt und vereidigt worden. Seit November 2003 ist Beck auch stellvertretender Vorsitzender der Bundes-SPD und findet seitdem verstärkt Gehör über die Landesgrenzen hinaus. Seine Rolle auf Bundesebene sieht Beck vor allem darin, in strittigen Fragen zu vermitteln. Mit Blick auf die Wahlen in Rheinland-Pfalz hatte er im vergangenen Jahr Matthias Platzeck den Vortritt beim Chefposten gelassen.