Längere Lebensarbeitszeit Wirtschaftsweise erwarten Rente mit 69

In der Koalition wird über die Rente mit 67 gestritten, die Wirtschaftsweisen gehen noch einen Schritt weiter.

Die Rente mit 67 muss nach Ansicht der Wirtschaftsweisen langfristig in eine Rente mit 69 übergehen. "Der Sachverständigenrat geht davon aus, dass die weiter steigende Lebenserwartung etwa ab dem Jahr 2045 ein gesetzliches Renteneintrittsalter von 68 Jahren und im Jahr 2060 von 69 Jahren erforderlich macht", sagte der Chef des Rats, Wolfgang Franz, der "Rheinischen Post". Ohne eine weitere Verlängerung der Lebensarbeitszeit seien die Herausforderungen der alternden Gesellschaft finanziell nicht zu meistern, fügte er hinzu.

Gleichwohl gehe er davon aus, dass sich die Jobchancen für Ältere angesichts des hohen Fachkräftebedarfs in Zukunft "merklich verbessern" werden, sagte der Chef des Sachverständigenrats der Zeitung.

Dobrindt springt Seehofer zur Seite

Derzeit steht bereits die zum Jahreswechsel in Kraft getretene Regelung zur Rente mit 67 in der Diskussion. CSU-Chef Horst Seehofer hatte diese am Wochenende infrage gestellt und gesagt, wenn sich die Situation für ältere Arbeitnehmer nicht rasch ändere, werde die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zur faktischen Rentenkürzung. Eine massenhafte Rentenkürzung sei mit ihm aber nicht zu machen.

Seehofers Schwenk hatte heftige Kritik von CDU und FDP ausgelöst. Am Dienstag sprang CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt seinem Parteichef zur Seite. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters sei zwar "die richtige Antwort auf die demographische Entwicklung in Deutschland", sagte Dobrindt der Zeitung "Die Welt". "Aber wenn länger gearbeitet werden soll, dann müssen auch die Möglichkeiten für eine Beschäftigung im Alter gegeben sein." Die Chancen für Arbeitnehmer über 50 müssten deshalb spürbar verbessert werden. Dies müsse zudem "Vorrang haben vor weiterer Zuwanderung von Arbeitskräften nach Deutschland", sagte Dobrindt der Zeitung.

Nahles nennt Seehofer-Kritik "scheinheilig"

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles nannte Seehofers Kritik an der Rente mit 67 im Gespräch mit der "Frankfurter Rundschau" "scheinheilig". "Wenn er es ernst meinte, hätte er das Jahr 2011 nutzen müssen, um die schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 67 ab dem 1. Januar 2012 in der Koalition zu verhindern", sagte Nahles. In der Sache allerdings unterstützte sie den CSU-Chef. Es gebe zu wenig Chancen für Ältere auf dem Arbeitsmarkt, sagte Nahles der Zeitung.

DPA
kng/DPA/AFP