Leserdebatte Freuen in Zukunft verboten

Horst Seehofer nannte es die "Olympiade der Verbote": immer neue Vorschläge, was demnächst nicht mehr erlaubt sein soll. Viele stern.de-Leser machten ihrem Unmut darüber mit teils heftiger Kritik an der Politik Luft.

Seit Tagen und Wochen wird in Deutschland über Verbote diskutiert - etwa für "Killerspiele", Rauchen in Gaststätten, Fernreisen oder Alkohol für Jugendliche. stern.de-Redakteur Niels Kruse hatte in einem Kommentar die "Olympiade der Verbote" verurteilt. Es geht ihm dabei anscheinend wie den meisten stern.de-Lesern. Denn der Artikel entfachte eine lebhafte Diskussion über Sinn und Unsinn von Verboten.

Dabei prasselte heftige Kritik auf die Politiker ein, die sich in den vergangene Wochen mit Vorschlägen geäußert hatten. Leser "Mo-Saik" bringt die Meinung vieler auf den Punkt: "Anscheinend langweilen sich einige Abgeordnete dermaßen in ihrem Amt, dass sie auf absurde Ideen kommen und Verbote verlangen, die nichts, aber auch wirklich nichts bringen."

Mit heftigeren Worten macht "Mister-Mister" seinen Gefühlen Luft. Die Vorschläge seien "blindwütiger Aktzionismus von oftmals überforderten, aber um so mitteilungsbedürftigen Politikern/Innen der zweiten, dritten oder vierten Garde". Bei Leser "Radeles" scheinen die Ideen besonders schlecht angekommen zu sein. Seiner Meinung nach haben "solche Verbote, wie von unseren fettleibigen Politikern gefordert, noch nie etwas gebracht".

Er appelliert deshalb an die Politik, statt "abstruse Gedanken" zu äußern, lieber mit gutem Beispiel voranzugehen. Er regt deshalb ein Rauchverbot auch im Bundestag an, welches bisher am Widerstand einiger rauchender Abgeordneter gescheitert ist.

Viele Leser haben ihren Unmut in teils bittere Ironie verpackt. So plädiert "Freigeist5" dafür, jedem Neugeborenen ein "Ameisengehirn" einzupflanzen und die Person dann durch die Sauerstoffzufuhr staatlich zu steuern. Leser "Kathrein" hat die Hoffnung auf Vernunft bei den Politikern anscheinend schon aufgegeben. Resigniert schreibt er: "Hauptsache, unsere Politiker bleiben im Gespräch." Und "Radeles" fragt sich, ob die Politik dem Volk demnächst sogar verbietet, sich zu freuen.

Manch einer begrüßt neue Verbote

Doch neben viel Kritik an der Flut an Verbotsvorschlägen würden einige Leser neue Gesetze sogar begrüßen. "dumb_and_dumber" ist Vater einer kleinen Tochter. Für ihn zeigen Verbote die "Ablehnung einer Gesellschaft gegenüber den verbotenen Verhaltensweisen und helfen, besonders krasse Auswüchse zu verfolgen".

"dumb_and_dumber" will von einem betrunkenen Jugendlichen schon mal tätlich angegriffen worden sein. Deshalb ist er für Rauch- und Trinkverboten oder Vorschriften gegen Gewalt im Fernsehen. Er denkt, dass "die größten Verfechter des Laissez-faire Männer ohne Kinder sind". Für Eltern sei es heutzutage jedoch sehr schwierig, den Einfluss auf die eigenen Kinder zu wahren.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

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Aber "dumb_and_dumber" wird von Leser "Dewerth", der nichts von neuen Verboten hält, an seine Verantwortlichkeit erinnert: "Ein bisschen müssen die Eltern ihren Kindern selbst über die Schulter gucken und nicht der Staat."

mta