Der Tag der geplanten Räumung des verlassenen Dorfes Lützerath am Tagebau Garzweiler rückt näher – und der Protest nimmt zu. Am Sonntag haben sich vor Ort nach Veranstalterangaben Tausende Menschen versammelt, um gegen den vorgesehenen Abriss des Dorfes zugunsten des Braunkohleabbaus zu demonstrieren.
Unter anderem standen ein Dorfspaziergang und ein öffentliches Aktionstraining auf dem Programm. Auch ein Auftritt der Band AnnenMayKantereit ("Barfuß am Klavier") war geplant. Es musste aus Sicherheitsgründen an einen anderen Bereich verlegt werden, weil eine Böschung an der Tagebaukante unterspült worden war. Ein Sprecher der Polizei Aachen sagte der Nachrichtenagentur DPA, der Sperrschieber bei einem geschlossenen Rohr sei in der Nacht geöffnet worden, wodurch tausende Liter Wasser in den Tagebau geflossen seien.
Polizeieinsatz in Lützerath steht offenbar bevor
Zu den Protesten aufgerufen hatten zahlreiche Organisationen wie Fridays for Future, Extinction Rebellion, Ende Gelände und Letze Generation, die sich im Aktionsbündnis "Lützerath unräumbar" zusammengeschlossen haben. Sie haben am Sonntag noch einmal bekräftigt, die geplante Räumung der zu Erkelenz gehörenden Ortschaft wochenlang verzögern zu wollen. Klimaaktivistin Luisa Neubauer kürzlich sagte der DPA: "In Lützerath ist die Grenze des Weiter-so erreicht."

Auch die Polizei rechnet mit einem langen und personalaufwendigen Einsatz. Wann er beginnen wird, ist offiziell noch nicht bekannt. Es wird aber in den kommenden Tagen damit gerechnet. Nach "Spiegel"-Informationen hat die nordrhein-westfälische Polizei umfangreiche Unterstützung aus dem gesamten Bundesgebiet angefordert. Mit Ausnahme von Hessen wollen demnach alle Bundesländer sowie die Bundespolizei Einheiten an den Tagebau entsenden, darunter Hundertschaften der Bereitschaftspolizei, Wasserwerfer, Pferdestaffeln und Höheninterventionsteams. Die Länder und der Bund seien gebeten worden, "weitere Unterstützungsmöglichkeiten" zu prüfen. Der anstehende Einsatz wird dem Bericht zufolge als "massiv" bezeichnet. Es werden Tausende Beamtinnen und Beamte vor Ort sein.
Wo sich der Klimawandel in Deutschland schon deutlich zeigt

Der Energiekonzern RWE will die Kohle unter dem Dorf Lützerath abbauen. Das Unternehmen hält dies trotz des bis 2030 angekündigten Ausstiegs aus der Braunkohle für notwendig, um die Energieversorgung zu sichern. Gegnerinnen und Gegner sehen dies anders und fordern von RWE, auf den Abriss Lützeraths und den weiteren Abbau von Braunkohle zu verzichten. "Wir brauchen die Kohle unter dem Dorf nicht mehr und können es uns schlichtweg nicht leisten, diesen klimaschädlichsten aller Energieträger weiter zu verbrennen", sagte Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid.
Die zuständigen Behörden haben die Räumungsarbeiten des Energiekonzerns ab Dienstag erlaubt, ein Eilantrag dagegen war vor dem Aachener Verwaltungsgericht gescheitert.
Quellen: "Spiegel", Polizei Aachen, "Lützerath unräumbar", Nachrichtenagentur DPA