Im internen Machtkampf bei der Linken hat der Parteivorsitzende Lothar Bisky ein Machtwort gesprochen. Er rief seine Partei am Mittwoch zur Geschlossenheit auf und stellte sich ausdrücklich hinter den umstrittenen Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. "Selbstzerfleischend übereinander herzufallen, schadet dem Ansehen unserer Partei", warnte Bisky in Berlin. Die Verdienste von Bartsch um die Entwicklung der Partei dürften nicht ignoriert werden.
Bisky reagierte damit auf Berichte, wonach das Verhältnis zwischen Bartsch und dem Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine zerrüttet sei. Demnach werden Bartsch unter anderem Indiskretionen in Bezug auf Lafontaines Privatleben vorgeworfen. Stern.de hatte gemeldet, Lafontaine wolle nur dann erneut als Parteichef kandidieren, wenn Bartsch abgelöst werde. Bisky betonte in seiner Erklärung hingegen: "Wir alle brauchen Oskar Lafontaine, aber auch Dietmar Bartsch."
Auch der Vorsitzende der Linken im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, kritisierte die Angriffe auf Bartsch. Offenbar suchten einige in der Partei ritualisiert ein Opfer, bemängelte Ramelow in der "Märkischen Oderzeitung". "Wir haben nach außen Erfolg, also zerlegen wir uns jetzt nach innen."
Lafontaine will sich "zu gegebenem Zeitpunkt" äußern
Unterdessen bleiben die Zukunftspläne des erkrankten Lafontaine vorerst offen. An der Klausurtagung der Bundestagsfraktion der Linken am kommenden Montag wird der 66-Jährige definitiv nicht teilnehmen. Grund dafür seien unaufschiebbare Arzttermine, sagte ein Fraktionssprecher und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Ursprünglich war erwartet worden, dass sich der krebskranke Parteichef bei dem Treffen zu seiner politischen Zukunft äußert. Dies werde er aber "zu gegebenem Zeitpunkt" und nach Rücksprache mit den Ärzten nachholen, versicherte der Sprecher.
Kurz nach der Bundestagswahl hatte Lafontaine überraschend seinen Rückzug vom Fraktionsvorsitz erklärt. Später war seine Krebserkrankung bekanntgeworden, wegen der er im November operiert wurde. Angesichts der Krankheit war darüber spekuliert worden, dass Lafontaine beim Bundesparteitag im Mai in Rostock möglicherweise nicht erneut als Parteichef kandidiert. Deshalb war seine öffentliche Erklärung mit Spannung erwartet worden.