Im Machtkampf in der Linkspartei hat der Thüringer Fraktionsvorsitzende Bodo Ramelow unmittelbar vor der Klausurtagung am Montag die Position von Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch gestützt. Ramelow, der Linke-Chef im Thüringer Landtag ist, sagte der "Berliner Zeitung" (Freitag): "Wenn jetzt gefordert wird, Bartsch möge zurücktreten, dann ist das, als würde man mutwillig ein Rad von einem Wagen abschlagen."
Die Linken-Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Baden- Württemberg hatten in Briefen an den Linken-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag Gregor Gysi den Rücktritt von Bartsch gefordert. Ramelow sagte, er erwarte von Gysi, dass er die Briefe zurückschickt. Gysi sei der falsche Adressat. "Die Bundestagsfraktion kann doch nicht der Ersatzort für innerparteiliche Auseinandersetzungen sein." Ramelow macht Unterschiede in der politischen Kultur der Linken in Ost und West als Ursache der Auseinandersetzung aus: Während die Linke im Osten eine Volkspartei sei, die gegebenenfalls Regierungsbeteiligung anstrebe, sei die Linke im Westen klar Opposition. Diese Unterschiede müsse die Partei aushalten.
Auch der Parteivorsitzende Lothar Bisky rief seine Partei am Mittwoch zur Geschlossenheit auf und stellte sich ausdrücklich hinter den umstrittenen Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. "Selbstzerfleischend übereinander herzufallen, schadet dem Ansehen unserer Partei", warnte Bisky in Berlin. Die Verdienste von Bartsch um die Entwicklung der Partei dürften nicht ignoriert werden.
Bisky reagierte damit auf Berichte, wonach das Verhältnis zwischen Bartsch und dem Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine zerrüttet sei. Demnach werden Bartsch unter anderem Indiskretionen in Bezug auf Lafontaines Privatleben vorgeworfen. Das Onlineportal des Magazins "Stern" hatte gemeldet, Lafontaine wolle nur dann erneut als Parteichef kandidieren, wenn Bartsch abgelöst werde. Bisky betonte in seiner Erklärung hingegen: "Wir alle brauchen Oskar Lafontaine, aber auch Dietmar Bartsch."
Unterdessen bleiben die Zukunftspläne des erkrankten Lafontaine vorerst offen. An der Klausurtagung der Bundestags-Linksfraktion am kommenden Montag wird der 66-Jährige definitiv nicht teilnehmen. Grund dafür seien unaufschiebbare Arzttermine, sagte ein Fraktionssprecher und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Ursprünglich war erwartet worden, dass sich der krebskranke Parteichef bei dem Treffen zu seiner politischen Zukunft äußert. Dies werde er aber "zu gegebenem Zeitpunkt" und nach Rücksprache mit den Ärzten nachholen, versicherte der Sprecher.
Kurz nach der Bundestagswahl hatte Lafontaine überraschend seinen Rückzug vom Fraktionsvorsitz erklärt. Später war seine Krebserkrankung bekanntgeworden, wegen der er im November operiert wurde. Angesichts der Krankheit war darüber spekuliert worden, dass Lafontaine beim Bundesparteitag im Mai in Rostock möglicherweise nicht erneut als Parteichef kandidiert. Deshalb war seine öffentliche Erklärung mit Spannung erwartet worden.
Kurz vor Weihnachten hatte bereits "Spiegel online" berichtet, Lafontaine werde nicht zum Fraktionstreffen am 11. Januar nach Berlin kommen. Damals wollte sich die Fraktion noch nicht dazu äußern. Jetzt wurde eine entsprechende Meldung der "Bild"-Zeitung (Dienstag) auch offiziell bestätigt.