Bei der Wahl zum Ministerpräsidenten im Saarland ist die CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer in der ersten Runde überraschend gescheitert. In einer geheimen Wahl erzielte sie am Mittwoch im Landtag in Saarbrücken lediglich 25 Stimmen, genauso viel wie ihr Gegenkandidat Heiko Maas. Der SPD-Landesvorsitzende hatte erst unmittelbar vor der Wahl am Mittwoch seine Gegenkandidatur erklärt.
Von den insgesamt 51 Abgeordneten enthielt sich einer der Stimme. Die Jamaika-Koalition von CDU, FDP und Grünen verfügt im Landtag über 27 Stimmen, die Opposition von SPD und Linken über 24.
Die Sondersitzung des Landtags wurde für eine Stunde unterbrochen. Nun ist ein zweiter Wahlgang nötig.
Dritte Chefin eines Landeskabinetts
Die bisherige Sozialministerin soll Ministerpräsident Peter Müller nachfolgen, der in den vergangenen zwölf Jahren im Saarland regiert hat. Ende Mai hatte Kramp-Karrenbauer bereits den CDU-Landesvorsitz von Müller im kleinsten deutsche Flächenland übernommen. Die 49-Jährige wäre nach Christine Lieberknecht (CDU) in Thüringen und Hannelore Kraft (SPD) in Nordrhein-Westfalen die derzeit dritte weibliche Chefin eines Landeskabinetts.
Nach der Landesverfassung muss solange gewählt werden, bis ein Ministerpräsident bestimmt ist. Gelingt das innerhalb von drei Monaten nicht, so werden der Landtag aufgelöst und Neuwahlen anberaumt.
AKK - eine erfahrene Politikerin
Noch bis zum Vorabend der Wahl schien der Sieg für Kramp-Karrenbauer sicher. An der Kür der CDU-Politikerin gleich im ersten Wahlgang gab es keinen Zweifel. Doch das erhoffte glänzende Geschenk einen Tag nach ihrem 49. Geburtstag entpuppte sich überraschend als Mogelpackung.
AKK, wie sie nach ihren Initialen kurz genannt wird, gilt als eine erfahrene Politikerin, mit einem offenen Ohr für Argumente - auch wenn diese nicht immer auf CDU-Parteilinie liegen. Die Katholikin sieht sich selbst als "unaufgeregte Konservative" ohne Berührungsängste.

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Höhere Steuern für Besserverdienende
Ihre Erfahrung zieht sie aus den langen Jahren am Kabinettstisch des bisherigen Regierungschefs Peter Müller. Von 2000 bis 2004 leitete Kramp-Karrenbauer als erste Innenministerin eines Landes die Behörde, danach stand sie dem Bildungs- und zuletzt dem Sozialressort vor. Die CDU-Landesspitze hatte Müller bereits im Mai an sie abgetreten.
Kramp-Karrenbauer ist im Saarland tief verwurzelt. Nicht nur politische Weggefährten, auch die Koalitionspartner von FDP und Grünen schätzen ihre offene, kommunikative Art. Die Saarländer kürten sie im November in einer Umfrage zur beliebtesten Politikerin.
In der Bundespolitik schwimmt sie bisweilen gegen den Mainstream in der Union - etwa, wenn sie für eine Diskussion über höhere Steuern für Besserverdienende plädiert oder die frühere Entscheidung zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten offen einen Fehler nennt.