Oswald Metzger "Und, wo geht's hin?" - "Schwarz."

Von Peter Meuer
Äußerlich ist er immer noch ein Grüner - auch wenn Oswald Metzger bald Mitglied der CDU ist. Der politische Querkopf will wieder in den Bundestag. Nach eigener Aussage geht es ihm dabei nicht um seine politische Karriere: "Ich bin ein leidenschaftlicher Kämpfer in der Sache."

Oswald Metzger sieht noch immer ein bisschen aus, wie ein Grüner: Der obere Knopf seines weißen Hemdes ist aufgeknöpft, das schwarze Jackett trägt er offen, keine Krawatte. So sitzt er an einem Tisch im Restaurant "Eberbacher Hof" in Biberach. Sein Handy klingelt im Minutentakt. Während er es zwischen Schulter und Ohr klemmt, hackt er weiter auf die Tasten seines silbernen Laptops ein. Oswald Metzger aktualisiert zwischen den Telefonaten sein Blog, veröffentlicht dort seine neue Pressemitteilung. "Herr Gott, die Formatierung stimmt nicht", sagt er. Sekunden später klappt es doch, ganz Deutschland kann es nun auf seiner Homepage offiziell nachlesen: Oswald Metzger ist jetzt ein Mitglied der CDU.

Bereits im November war der 53-jährige Metzger bei den Grünen ausgetreten. Als Gründe nannte er damals die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Partei. "Da trennen uns Welten", sagt er auch heute.

Oswald Metzger ist ein bundesweit bekannter Politiker, von 1994 bis 2002 war er haushaltspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, zuletzt saß er als finanzpolitischer Sprecher der Partei im baden-württembergischen Landtag. Das Landtagsmandat hat er mittlerweile niedergelegt.

"Ein Kämpfer in der Sache"

Bundespolitik wird bekanntlich in Berlin gemacht, die baden-württembergische Landespolitik in Stuttgart. Metzger hat aber nicht grundlos das beschauliche Kreisstädtchen Biberach in Oberschwaben ausgewählt, um den Beitritt zu den Christdemokraten bekannt zu geben. Im Kreis Biberach ist der 53-Jährige aufgewachsen - genauer in der Gemeinde Bad Schussenried. In Biberach saß er in den 90er Jahren im Kreistag. Hier kennt man ihn - parteiübergreifend. Biberach ist zudem eine schwarze Hochburg. Hier will Oswald Metzger kandidieren für ein Bundestagsmandat, sofern er sich im Juli gegen die anderen Bewerber im Kreis durchsetzen kann.

"Wir müssen die Mitte stärken", sagt Oswald Metzger. "Volksparteien müssen an die Finanzierbarkeit denken, nur was wir erwirtschaften, können wir auch wieder verteilen", legt er nach. Jetzt klingt er doch nach CDU. Es gehe ihm nicht darum, Karriere zu machen, sagt Oswald Metzger, "ich bin ein leidenschaftlicher Kämpfer in der Sache, ein überzeugter Parlamentarier."

Entscheidung bis zuletzt offen

Bis zuletzt war nicht sicher, ob Oswald Metzger der CDU oder der FDP beitritt. Er hat sich beide Optionen offen gehalten, besuchte in den vergangenen Monaten Neujahrsempfänge und die Feiern zum politischen Aschermittwoch sowohl der Liberalen als auch der Konservativen. Er hat Reden geschwungen. "Ich habe mir angesehen, wie die Leute in den Parteien ticken." Eine gute Resonanz habe er auf seine Positionen bekommen.

Während seiner Studienzeit in Tübingen war Oswald Metzger Mitglied der Sozialdemokraten. "Aber noch einmal in die SPD - nein, das war keine Option", sagt er, der zu seinen politischen Vorbildern immer noch Willy Brandt zählt. "Ich wollte nicht noch einmal in eine Partei eintreten, deren Mitglied ich früher einmal war." Für die CDU entschied er sich dann, weil "die FDP eine Interessenspartei ist und ich zu einer Volkspartei wollte." Zudem bewertet Metzger, dessen Berufswunsch als Zehnjähriger "katholischer Pfarrer" war, die christliche Sozialethik positiv. "Wir benötigen einen Weg zwischen Etatismus, also zu großer Staatsorientierung, und der zügellosen Marktwirtschaft." Und dann sagt er: "Ja, ich bin gläubig, das würde sonst nicht gehen."

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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"Schwarz ist eine gute Entscheidung

An der Wand im Eberbacher Hof hängt eine Wanduhr mit lateinischen Ziffern und goldenem Pendel. Die Uhr zeigt gerade halb eins, als zwei Gäste mit dicken Mänteln in das Restaurant kommen und Oswald Metzger am Tisch sitzen sehen. "Und, wo geht's nun hin?", fragt einer der beiden. "Schwarz", antwortet Metzger. "Gute Entscheidung", sagen die Biberacher und nicken.