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Anti-Islam-Bündnis Was will Pegida - und wer steckt dahinter?

Vor acht Wochen hat Pegida mit Anti-Islamisierungs-Demos begonnen, anfangs fast unbemerkt. Nun nehmen in Dresden schon 10.000 Menschen teil. Wer sind die Anhänger der Gruppe, und was wollen sie genau?

Die Sorge über Pegida ist in Berlin angekommen. Am Montagabend marschierten 10.000 Menschen durch Dresden, um gegen die vermeintliche Islamisierung Deutschlands und angeblichen Asylmissbrauch zu protestieren. "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" nennen sich die Demonstranten - kurz "Pegida". Als vor acht Wochen die ersten paar Hundert Leute demonstrierten, stieß das noch auf wenig Beachtung. Doch das neue Ausmaß schreckt Politiker und Experten auf, auch im Bund. Sie warnen vor "Hetze" und "Pogromstimmung".

Was will Pegida?

Die Anhänger der Bewegung fordern eine strengere Asylpolitik und sind gegen die Aufnahme von "Wirtschaftsflüchtlingen" - also Asylbewerbern, die ihrer Ansicht nach keinen Anspruch auf Schutz haben und angeblich nur auf Sozialleistungen aus sind. Sie wettern gegen muslimische Extremisten und vermeintliche Glaubenskriege auf deutschem Boden. Aber auch die Sorge um die deutsche Kultur, um Christstollen und Weihnachtsmann treibt sie um: Dass etwa der Weihnachtsmarkt in Berlin aus Rücksicht auf die Gefühle von Nicht-Christen schon Wintermarkt heißt, finden sie nicht hinnehmbar.

Wer steht hinter Pegida?

Der Initiator ist Lutz Bachmann. Der gelernte Koch ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Drogendelikten. An seiner Seite demonstrieren viele Bürger, die sich ausdrücklich nicht in die Nähe von Rechtsextremen gerückt sehen wollen. Auch Bachmann betont immer wieder, er lehne jede Art von Radikalismus ab. Es haben sich aber längst Hooligans, Neonazis und bekennende Islamfeinde unter die Protestler gemischt. Auch zahlreiche Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) sind dabei.

Wie konnte Pegida entstehen?

Auslöser der Proteste ist die Asylpolitik. Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland steigt seit langem. Experten meinen, Bund und Länder hätten viel zu spät darauf reagiert. Das Ergebnis: Viele Kommunen sind mit der Lage überfordert, müssen Flüchtlinge in Wohncontainern oder Zelten unterbringen. Mancher Bürger hat daher das Gefühl, Deutschland könne damit kaum fertig werden - auch wenn das für die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt sicher nicht zutrifft. Funke klagt, die politischen Verantwortlichen hätten es versäumt, auf solche Ängste in der Bevölkerung einzugehen. Die Linke wirft den Innenministern der Union vor, sie hätten für all das überhaupt erst den Boden bereitet - durch ihre Warnungen vor "Armutszuwanderung" oder "Asylmissbrauch".

Wie geht es weiter?

Bisher wurden die Dresdner Demos jede Woche größer. Inzwischen formiert sich aber einiger Widerstand gegen die neue Bewegung. Die Gegendemonstration in Dresden war am Montag fast so groß wie der Pegida-Aufmarsch. Experten mahnen, wichtig sei nicht nur breite Gegenwehr dieser Art. Entscheidend sei, vernünftig mit der wachsenden Zahl an Flüchtlingen umzugehen und so den Ängsten in der Bevölkerung zu begegnen. Das Thema "Pegida" kommt Ende der Woche auch bei der Innenministerkonferenz in Köln auf den Tisch.

Christiane Jacke/DPA DPA

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