Wut auf Reichinnek Uni verzichtet auf Disziplinarverfahren gegen Jura-Professor Drygala

Linksfraktionschefin Heidi Reichinnek
Sie hatte Strafanzeige gegen den Jura-Professor Drygala erstattet: Linksfraktionschefin Heidi Reichinnek
© Kay Nietfeld / DPA
Im Fall des Jura-Professors Drygala und seines Pöbelposts gegen die Linke-Politikerin Reichinnek verzichtet die Universität auf dienstrechtliche Schritte – aus einem Grund.

Im Fall des Leipziger Jura-Professors Tim Drygala, der mit einem abwertenden Social-Media-Kommentar gegenüber der Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek öffentlich Kritik auf sich gezogen hatte, verzichtet die Universität Leipzig auf ein Disziplinarverfahren. "Vor dem Hintergrund der einschlägigen Rechtsprechung und Literatur erscheint ein dienstrechtliches Verfahren nicht aussichtsreich", teilte die Hochschule dem stern mit.

Am Freitag hatte es ein Gespräch zwischen Universitäts-Rektorin Eva Inés Obergfell und Tim Drygala gegeben, zu dem sich die Universität nicht weiter äußern wollte: "Zu den Inhalten wurde Vertraulichkeit vereinbart."

Drygala konnte nicht alle Zweifel ausräumen

In der Stellungnahme heißt es weiter: "Generell bleibt die Position der Universitätsleitung klar: Wir forschen, lehren und arbeiten miteinander, und das muss fußen auf einem respektvollen Umgang miteinander." Die Universität Leipzig sei für alle ihre Mitglieder "ein Ort des respektvollen, fairen Austauschs und ein sicherer Ort für Arbeit, Studium und wissenschaftlichen Diskurs". Und weiter: "Diskriminierung, Ausgrenzung oder gar Hetze haben bei uns keinen Platz."

Die Formulierung legt nahe, dass Drygala im Gespräch der Uni-Leitung nicht alle Skepsis angesichts seiner vergangenen und künftigen Auftritte im Kurznachrichtendienst X beseitigen konnte.

Der Hintergrund: Der Fall mit dem Kühlschrank

Der Auslöser des Konflikts war ein Post des 62-jährigen Juristen auf X Ende September gewesen, in dem er ein Bild seines Kühlschranks mit einem Foto von Heidi Reichinnek und den Worten gepostet hatte:  "Unsere Kühlschranktür schließt schlecht. Man muss immer mit der Faust dagegenschlagen, damit sie richtig zu ist. Damit ich das nicht vergesse, habe ich mir jetzt einen kleinen Reminder gebastelt. Wirkt 1a."

Der Post war viral gegangen, auch, weil die frühere AfD-Chefin Frauke Petry ihn verbreitet hatte. Die beiden verbindet ein gemeinsamer Plan: Im vergangenen Mai hatte Drygala öffentlich gemacht, dass er sich in Petrys jüngstem Polit-Versuch "Team Freiheit" engagiert. Ein Dokument der Bundeswahlleiterin von Anfang November listet ihn als Vizevorsitzenden; auf der offiziellen Website der Gruppe ist er hingegen nur als eines von mehreren "Team-Mitgliedern" aufgeführt.

Ermittlungen zu Strafanzeige laufen noch

Drygala hatte seinen Kühlschrank-Post selbst wieder gelöscht, aber auf X mehrfach Bezug darauf genommen. Unter anderem verglich er die  öffentliche Kritik an seiner Person mit dem Schicksal von Regime-Gegnern im Nationalsozialismus. 

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Juristisch ist der Fall noch nicht erledigt: Heidi Reichinnek hatte Strafanzeige wegen seines Posts erstattet. Die Ermittlungen dazu laufen noch. 

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass ein Professor der Universität Leipzig in die Schlagzeilen gerät. Im Januar hatte es scharfe Kritik am Medienwissenschaftler Marcel Machill gegeben. Dieser hatte sich neben seiner Lehrtätigkeit für das "Bündnis Sahra Wagenknecht" engagiert, hatte bei den (letztlich erfolglosen) Sondierungsgesprächen des sächsischen BSW mit der CDU und der SPD mit am Tisch gesessen – ohne ein offizielles Amt in der Partei zu haben.

Vorfall mit einem anderen Professor im Frühjahr

Machill war unter anderem in die Kritik geraten, weil er Anfang 2025 für eine nicht genehmigte Veranstaltung des BSW in den Räumen der Universität verantwortlich war. Nach einem Gespräch mit der Uni-Leitung räumte er ein, damit seiner Neutralitätspflicht als Professor nicht entsprochen zu haben. Im September trat er aus dem Bündnis Sahra Wagenknecht aus. Als Begründung gab er dessen Positionen zu Israel an.

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