Erst waren es 159 Festgenommene nach den Silvester-Krawallen in Berlin, dann 145. Zwischenzeitlich berichteten Medien (auch der stern), es seien nur 38 Menschen in Zusammenhang mit den Böllerattacken in Berlin festgenommen worden. Nun hat die Polizei Berlin offizielle Zahlen zu den Ereignissen veröffentlicht. "Erstmals", wie Polizeisprecher Martin Halweg im Gespräch mit dem stern betont. "Die in mehreren Medien erwähnte Zahl 38 war zu keinem Zeitpunkt valide und wurde nicht von der Polizei Berlin mitgeteilt", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Nach den nun offiziellen Zahlen hat die Polizei in der Silvesternacht (31. Dezember 2022, 18 Uhr bis 1. Januar 2023, 6 Uhr) insgesamt 126 Strafanzeigen und 44 Verdächtige erfasst. Die Polizei wurde in diesem Zeitraum 46 Mal mit Pyrotechnik wie etwa Silvesterraketen oder Böllern angegriffen, die Feuerwehr 35 Mal. Neun Angriffe mit Schreckschusspistolen oder Reizgas gab es auf die Polizei, sechs auf die Feuerwehr. Ansonsten tauchen in der Statistik noch Widerstand gegen Einsatzkräfte auf (36 Strafanzeigen) sowie Sachbeschädigung (30) auf.
Tatverdächtige meist männlich und jung
Von den 44 Tatverdächtigen der Berliner Silvesterkrawalle sind 43 männlich. 19 der 44 sind minderjährig, 13 weitere zwischen 18 und 25. Unter allen Tatverdächtigen haben 16 nur die deutsche und zehn die deutsche und eine weitere Staatsbürgerschaft. 18 Verdächtige der Berliner Silvesterkrawalle haben keine deutsche Staatsbürgerschaft. Nationalitäten der Verdächtigen nennt die Polizei Berlin in der nun veröffentlichten Statistik nicht.
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Die ersten Ermittlungsergebnisse decken sich in Teilen mit bisherigen Erkenntnissen. In seinem "Bundeslagebild Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte 2021" hat sich das Bundeskriminalamt mit Angriffen auf Polizistinnen und Polizisten beschäftigt, von denen es auch in der Silvesternacht in Berlin etliche gab – mit klarem Befund: Wer Beamtinnen und Beamte angreift, ist meist männlich, über 25 Jahre alt, polizeilich schon aufgefallen, betrunken und deutsch.
Nach den Silvester-Krawallen, die sich auch gegen Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte richteten, war unter anderem eine Debatte darüber entbrannt, ob es eine Strafverschärfung geben sollte. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte allerdings gesagt, dass es vor allem darum gehen müsse, das geltende Recht durchzusetzen, und dass er "in dem Sinne keinen Bedarf sieht" für eine erneute Änderung im Strafrecht.