SPD-Chef Kurt Beck hat sich in München zu den Gerüchten über eine angeblich bevorstehende Zusammenarbeit mit der Linken in Hessen geäußert. Doch die Äußerungen werden unterschiedlich interpretiert. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, Beck habe eine Zusammenarbeit mit der Linken in Hessen weiter ausgeschlossen, nicht aber die Wahl einer SPD-Ministerpräsidentin mit Linken-Stimmen. "Es wird keinerlei Absprachen oder sonstige Vereinbarungen irgendwelcher Art, auch nicht über eine Tolerierung, mit der Linken geben", sagte Beck demnach in München. "Mit dieser sogenannten Linken wird es keinerlei aktive Zusammenarbeit geben." Er trat damit Berichten entgegen, die SPD-Kandidatin Andrea Ypsilanti wolle als Chefin einer Minderheitsregierung wechselnde Mehrheiten suchen.
Allerdings berichtet Reuters, Beck habe ein Dementi zu Berichten vermieden, Ypsilanti werde sich zur Ministerpräsidentin auch dann wählen lassen, wenn sie in der geheimen Wahl dazu Stimmen von der Linkspartei bekomme. Die Nachrichtenagentur AP dagegen berichtet lediglich über die Absage Becks an eine Zusammenarbeit.
Unter Berufung auf SPD-Parteikreise wurde berichtet, die hessische SPD-Chefin Andrea Ypsilanti sei bereit, mit Hilfe der Linkspartei Ministerpräsidentin zu werden. Beck habe dies bereits gebilligt. Bei der Wahl landete die Partei knapp hinter der CDU und beansprucht wie Ministerpräsident Roland Koch die Regierungsbildung. Die FDP lehnt die von der SPD gewünschte Ampelkoalition mit den Grünen ab. Die Linken haben angekündigt, für Ypsilanti zu stimmen, wenn sie sich am 5. April im Landtag zur Wahl stellt. SPD und Grüne haben alleine keine Mehrheit, ebenso wenig CDU und FDP.
Mit den neuen Plänen der SPD kam wenige Tage vor der Wahl in Hamburg unerwartete Bewegung in die blockierte Regierungsbildung in Hessen. Nach der Bürgerschaftswahl am Sonntag droht Umfragen zufolge in Hamburg eine ähnliche Blockade wie in Hessen. Auch dort könnte der Linkspartei eine Schlüsselrolle zukommen. SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann hat eine Zusammenarbeit mit den Linken klar abgelehnt. Naumann hat Spekulationen über ein angebliches Geheimtreffen mit SPD-Chef Kurt Beck und Hessens SPD-Vorsitzender Andrea Ypsilanti zu möglichen Koalitionen mit der Partei die Linke scharf zurückgewiesen. "Ich schwöre bei dem Leben meiner Kinder: Es gab kein Geheimtreffen", sagte Naumann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Erneut dementierte er jegliche Formen der Zusammenarbeit mit den Linken: "Nein, nein, nein." Und für die "Freunde der Linkspartei sage ich es so, dass auch ihre Genossen aus der alten DKP und die Freunde von Frau (Christel) Wegner aus Niedersachsen es verstehen: njet".
Die FDP verlangt von der SPD eine klare Aussage, ob die Partei in Hessen zu einer Zusammenarbeit mit der Linken bereit ist. "Ich fordere die SPD auf, noch vor der Hamburg-Wahl verbindlich und öffentlich jede Zusammenarbeit mit der Linkspartei in Hessen auszuschließen", sagte Parteichef Guido Westerwelle der "Bild"- Zeitung. Der Generalsekretär der Liberalen, Dirk Niebel, sagte der "Thüringer Allgemeine": "Das Rumgeeier der SPD offenbart ihre Angst vor den Hamburger Wählern, denen sie gern ein X für ein U vormachen will." Die Sozialdemokraten ließen "die Katze jetzt Zentimeter für Zentimeter aus dem Sack".
Die CDU warf der SPD in Hessen Wortbruch vor. "Die SPD lässt die Maske fallen, sie will um jeden Preis an die Macht", sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger. "Der Wortbruch und eine rot-rot-grüne Zusammenarbeit werden gezielt vorbereitet", erklärte der Generalsekretär der Hessen-CDU, Michael Boddenberg. Der Hamburger CDU-Landeschef Michael Freytag warnte vor einem Geheimplan der SPD, auch in Hamburg notfalls eine "Linksfront-Regierung" zu schmieden.
Der neue hessische Landtag kommt am 5. April zu seiner ersten Sitzung zusammen. Einer der ersten Tagesordnungspunkte ist die Wahl des Ministerpräsidenten. Amtsinhaber ist seit acht Jahren der CDU- Landesvorsitzende Roland Koch. Ypsilanti hat bislang versichert, für eine eventuelle Wahl zur Ministerpräsidentin eine eigene Mehrheit ohne die Linke anzustreben. In der Partei hieß es, sie spreche mit Vertretern der hessischen Wirtschaft, um auf diesem Weg den Boden für ein Bündnis mit den Liberalen zu bereiten.