Streit um CSU-Rebellin Männerfantasien erstaunen Sankt Pauli

Sind die Bilder unziemlich? Oder sogar "peinlich", wie Günther Beckstein behauptet? Oder hat eine Politikerin das Recht, auch ihre weibliche Seite zu zeigen? Im Streit um vermeintlich unziemliche Fotos hat Rebellin Gabriele Pauli Kritiker zurückgewiesen. Ein führender CSU-Mann verglich sie dennoch mit Tatjana Gsell.

Pauli polarisiert. Erst als CSU-Rebellin und Stoiber-Stolperstein, seit einer Woche als Fotomodell. Vor allem aus den eigenen Reihen hagelt es Kritik an den als unziemlich empfundenen Fotos. Nun schlägt die Fürther Landrätin zurück. Solche Aufnahmen machten vielen Frauen auch Spaß, sagte sie am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen. "Von daher muss ich mich nicht als Politikerin verstellen und sagen: In dem Moment, wo ich in die Politik gehe, bin ich nicht mehr so wie ich bin, dann verhalte ich mich auch nicht mehr weiblich, ich werde dann so, wie alle anderen, so wie man mich gern hätte." Pauli sagte, sie wolle in jedem Fall weiter Politik machen. "Egal, ob ich da schwarze Handschuhe auf dem Foto an hatte oder nicht." Davon hänge gute Politik nicht ab.

Söder vergleicht Pauli mit Gsell

Pauli war wegen Fotos in die Kritik geraten, die die Zeitschrift "Park Avenue" in der vergangenen Woche veröffentlich hatte. Die Bilder zeigen sie unter anderem mit Latex-Handschuhen und einer gemalten Gesichtsmaske. Vor allem Parteifreunde hatten die Fotos als unziemlich kritisiert. Beim Presserat reichte Pauli Beschwerde gegen die Veröffentlichung der Fotos ein. Diese seien nicht autorisiert gewesen, behauptet sie.

Die CSU-Spitze erneuerte am Wochenende ihre Kritik an der Fürther Landrätin. Der designierte bayerische Ministerpräsident Günter Beckstein nannte die Fotos peinlich. Pauli habe weder eine Chance auf einen Posten in seinem Kabinett noch auf ein Parteiamt, wurde Beckstein von der "Bild am Sonntag" zitiert. CSU-Generalsekretär Markus Söder sagte laut "Tagesspiegel am Sonntag": "Ich hab immer befürchtet, dass sich Gabriele Pauli irgendwann zur Tatjana Gsell der CSU entwickelt." Gsell ist die Exfreundin von Ferfried Prinz von Hohenzollern und war unter anderem mit Nacktaufnahmen in der Boulevardpresse präsent. Pauli hatte angekündigt, 2008 nicht mehr für das Amt der Fürther Landrätin zu kandidieren. Sie deutete damit an, in der CSU nach Höherem streben zu wollen. Pauli ist derzeit Mitglied des CSU-Vorstands. Auf dem Parteitag im September wird eine neue Spitze gewählt.

Befremdung über Männerfantasien

Der "Bild am Sonntag" sagte Pauli, nur, weil sie auf den Fotos schwarze Latex-Handschuhe getragen habe, lasse sie sich nicht ihre Kompetenz absprechen. Einen Rücktritt von ihren Ämtern lehnte Pauli ab. Pauli sagte, sie wundere sich darüber, "was schwarze Handschuhe so für Fantasien bei den Menschen, vor allen Dingen bei den Männern, wohl auslösen und damit dann Photos, die für mich ästhetisch schön sind, auch einen künstlerischen Anspruch haben, auf einmal in eine bestimmte Ecke stellen". Politiker sollten auch gegenüber der Öffentlichkeit das Recht haben "echt zu sein und nicht alles, was sie sonst fühlen, denken, erleben wollen" zurückstellen. Sie wolle sich nicht so verhalten müssen, "wie man mich gern hätte", sagte Pauli.

AP · DPA
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