»Wir gehen davon aus, dass es nur ein Sicherheitstest gewesen sein kann«, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag in Berlin zu dem Vorfall vom vergangenen Samstag auf dem Frankfurter Flughafen. Zu den angeblichen Kontrolleuren machte er keine Angaben. Die Polizeibehörden am Flughafen, Lufthansa, Bundesgrenzschutz und Staatsanwaltschaft zeigten sich nicht über den Test informiert.
Privater Sicherheitsmann hielt Männer auf
Zwei bewaffnete Männer hatten einem Bericht der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« zufolge auf dem Vorfeld versucht, an Bord des Lufthansa-Airbus LH 686 nach Tel Aviv zu gelangen. Ein privater Sicherheitsmann hatte die zwei mit einem Messer und einer Spielzeugpistole Bewaffneten direkt am Flieger überprüft und aufgehalten. Diese behaupteten daraufhin, dass es sich um einen Sicherheits-Check handele und fuhren mit zwei weiteren Begleitern in einem Wagen der Flughafengesellschaft Fraport unerkannt davon. Einer hätte außerdem einen Polizeiausweis gezückt.
Ermittlungen gegen Unbekannt
Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow betonte: »Der Vorfall zeigt, dass die Sicherheitsmaßnahmen greifen und dass keiner unbefugt zu einem Flugzeug Zutritt bekommt.« Sein Unternehmen war aber nicht - wie sonst in ähnlichen Fällen üblich - über einen Sicherheitstest informiert worden. Lufthansa geht daher davon aus, dass weiter gegen Unbekannt ermittelt wird.
Wachmann als »Wichtigtuer« eingestuft
Nach Darstellung des Verkehrsministeriums handelte es sich um einen »Test, wie er seit Monaten noch häufiger vorgenommen wird, nachdem einige Fernsehmagazine versucht haben, Waffen oder Ähnliches in Flugzeuge zu schmuggeln«. Vertreter von BGS, Polizei, Fraport und Staatsanwaltschaft zeigten sich erstaunt über die Äußerungen aus Berlin. Seit Samstag sind angeblich alle in Frage kommenden Behörden ohne Ergebnis abgeklopft worden, da schon der Wachmann die Vermutung eines Tests geäußert hatte, hieß es etwa beim BGS. Der Mann war nach mehreren Vernehmungen als Wichtigtuer eingestuft worden, da seine Schilderungen nicht von anderen Zeugen oder Sachbeweisen gestützt wurden.
Mossad möglicher Urheber
Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS) waren nach Angaben des Bundesinnenministeriums nicht an der Aktion beteiligt. Solche Tests könnten aber auch von den Fluggesellschaften selbst oder von den Landespolizeien vorgenommen werden. Dies wurde von der Lufthansa wie auch von der Frankfurter Polizei verneint. In Sicherheitskreisen wurde der israelische Geheimdienst als möglicher Urheber der Aktion genannt. Er überwacht alle Flüge der israelischen Gesellschaft El Al. Die Sicherheitsvorkehrungen für Verbindungen nach Israel und in die USA sind weitaus schärfer als die für die übrigen Flüge.
Bodenpersonal kaum kontrolliert
Verbandsvertreter der Piloten und Flugbegleiter verlangten erneut schärfere Sicherheitskontrollen für das Bodenpersonal. »Wir wollen, dass alle auf dem Vorfeld genauso scharf kontrolliert werden wie die Crews und die Passagiere«, erklärte Georg Fongern, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit. Vorbild könnten die Standards in Großbritannien sein. Die fehlenden täglichen Überprüfungen des Bodenpersonals sind eine der krassesten Sicherheitslücken an den deutschen Flughäfen.
Wie kamen sie bis zum Flieger?
Dies wurde auch durch Recherchen des Fernsehsenders RTL belegt, sagte Peter Jacobus, Sprecher der Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO). Im RTL-Auftrag hatte eine türkische Putzfrau mit unklaren Personalpapieren Bombenattrappen in verschiedenen Fliegern deponiert. Zudem stellt sich die Frage, wie die Männer mit ihren Waffen überhaupt bis zum Flugzeug gelangen konnten. Eigentlich hätten die Waffen beim Betreten des Sicherheitsbereichs erkannt werden müssen. »Das waren viele Schritte zu viel.« Es sei aber immerhin gut, dass die Kontrolle am Jet funktioniert habe.