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Und jetzt ... Django Asül Aus Kopftuch wird Nasenring

Kanzlerin Merkel kann von Provokateur Sarrazin profitieren. Aber nur, wenn der sich im nächsten Buch mit Afrika beschäftigt. Und Entwicklungsminister Niebel Ruhe gibt.
Ein satirische Analyse von Django Asül

Der Leitspruch des großen Merkel-Förderers Helmut Kohl lautete: Entscheidend ist, was hinten raus kommt. Angela Merkel selber benutzt da lieber den Ausdruck Ergebnisorientierung. Allein schon um Assoziationen in Richtung Emissionen zu vermeiden. Dieses Mantra verkündete sie jetzt auch auf internationalem Parkett. Und zwar beim Milleniumsgipfel in New York. Wider Erwarten erschien Merkel dort nicht oktoberfestlike in Trachtenjanker und Kniebundhose. Insider mutmaßen, dass ihre strammen Wadln aufgrund der neuesten Umfragen noch blasser sind als sonst und die CDU-Chefin deshalb entgegen ihrer sonstigen Art auf das Zurschaustellen von Körperlichkeit verzichten will. Außerdem wollte sie nicht von ihrem eigentlichen Anliegen (Ergebnisorientierung) ablenken. Denn die Kanzlerin hat die Schnauze voll von der ewigen Quengelei und Bittstellerei der Dritten Welt. Darum soll der Spieß endgültig umgedreht werden: Falls die Afrikaner auch in Zukunft das Geld für lau kriegen wollen, sollen sie auch bitteschön beweisen, dass sie die Entwicklungshilfe wert sind.

Die Afrikaner möchten sich gefälligst am Riemen reißen und Ergebnisse präsentieren. Sie hätten es selber in der Hand, ob ihr Kontinent auf Vordermann kommt oder nicht. Wo man mit Geld ohne Gegenleistung sonst landet, beweist immerhin der integrationsunwillige Migrant in Deutschland. Nur kopfbetucht Sozialhilfe kassieren und nebenbei Terrorzellen aufbauen wird nicht mehr geduldet. Sonst käme Deutschland da hin, wo es eh schon ist. Was wiederum nur Extremisten in die Karten spielt. Die Gefahr, die Merkel unterschwellig an die Wand malt, ist nicht von der Hand zu weisen. Moscheen schießen erst aus dem Boden und bald aus allen Rohren. Und die Grünen liegen schon bei 24 Prozent mit ihrem Obertürken Özdemir als Parteichef. Wer diese Zusammenhänge nicht erkennen will, hat kein Anrecht auf die Erika-Steinbach-Gedächtnismedaille für antirevisionistisches Deutschtum.

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stern.de-Kolumnist Django Asül

... ist aktuell auch live zu sehen: 23. September in Wolfsburg (Hallenbad), 24. September in Berlin (Wühlmäuse), 25. September in Hannover (Orangerie).

Wie genau es die Bundesregierung mit der Ergebnisorientierung bezüglich Afrika nimmt, hat Entwicklungsminister Niebel sachlich dokumentiert. Eigentlich hatte sich Deutschland im Jahre 2000 verpflichtet, 0,7 Prozent vom Bruttoinlandprodukt der Dritten Welt zu überlassen. De facto aber ist es nicht einmal die Hälfte. Was aus schwarzgelber Sicht auch nicht weiter tragisch ist. Denn die Verpflichtung entstammt ja der damaligen rotgrünen Feder und ist somit nicht bindend für Niebel. Aber weil der liberale Fallschirmspringer kein herzloser Regierungsapparatschik ist, hat er sich eine schöne Wohltat ausgedacht: Um sich den 0,7 Prozent sukzessive zu nähern, könne man doch die privaten Spenden aus deutschen Landen einfach zur offiziellen Entwicklungshilfe dazu addieren. Das brächte zwar den Afrikaner keinen einzigen zusätzlichen Euro oder Reissack, aber würde Deutschland imagemäßig besser da stehen lassen. Und nur darum ginge es ja auch. Schließlich wüssten nicht nur die Liberalen, dass in Afrika Hopfen und Malz verloren ist, weil die klimatischen Bedingungen äußerst hopfenfeindlich seien.

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Dieses humanistisch geprägte Nullsummenspiel ist natürlich auch eine Konzession an den politischen Gegner. Zu groß ist die Angst, die Opposition könne nach dem Thema Integration nun auch den Afrikaner zumindest im übertragenen Sinne der Kanzlerin um die Ohren hauen. Gerüchten zufolge wird Sarrazin sich in seinem nächsten Buch, das im kommenden Sommerloch erscheinen soll, mit dem Thema Entwicklungshilfe beschäftigen. Darin will Sarrazin anschaulich und mit Statistiken untermauert erklären, weshalb der Afrikaner selber schuld ist an seinem Dilemma. Vielleicht kommt das Werk sogar noch pünktlich zum Weihnachtsgeschaft raus. Er bräuchte lediglich seinen aktuellen Bestseller ein bisschen umformulieren. Aus Ehrenmord wird Völkermord. Aus Türke wird Kongolese. Aus Kopftuch wird Nasenring. Und die Ausflüge in die Genetik gehen in dem Fall auch leichter von der Hand.

Wer seit Jahrhunderten einen ganzen Kontinent verkümmern lässt, hat die Weisheit vielleicht mit Löffeln gefuttert. Aber wahrscheinlich fehlen genetisch bedingt die entsprechenden Enzyme im Verdauungstrakt, um das Gefutterte dann entsprechend in brauchbare Denkansätze umzubauen. Weshalb in Anlehnung an Helmut Kohl eben keine Chance darauf besteht, dass hinten was Brauchbares rauskommt. Sarrazin könnte also nachweisen, dass sich Afrika niemals rentieren wird und jeder Euro Entwicklungshilfe rausgeschmissen ist. Selbstverständlich würde eine sarrazinische Afrika-Saga nur bedingt zur Völkerverständigung beitragen. Aber Niebel täte sich dann leichter, das Unterschlagen der versprochenen Entwicklungshilfe als patriotische Großtat moralisch zu legitimieren. Auch wenn Merkel dann wieder der Berichterstattung über Sarrazin hinterher hechelt. Und sich ergebnisorientiert schwarz ärgert.

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