Untersuchung zu "Gorch Fock"-Vorfällen Suspendierter Kapitän wird entlastet

Er stand lange im Zwielicht unbewiesener Vorwürfe, Norbert Schatz, Kapitän der "Gorch Fock". Ex-Verteidigungsminister suspendierte ihn sogar vom Dienst. Doch jetzt sickern erste Ergebnisse einer Untersuchung durch: Die Vorwürfe gegen Schatz erweisen sich offenbar als nicht haltbar.

Mehrere Monate nach dem tödlichen Sturz einer Kadettin auf der "Gorch Fock" hat nach einem Zeitungsbericht der Bericht der Untersuchungskommission zu den Vorfällen den abgesetzten Kapitän entlastet. Die erhobenen Vorwürfe hätten sich "zum großen Teil als nicht haltbar" erwiesen, zitierte die "Financial Times Deutschland" aus dem 98-seitigen Bericht der Untersuchungskommission unter der Leitung des Chefs des Marineamts, Horst-Dieter Kolletschke.

"Soweit Vorwürfe in Teilen bestätigt werden konnten, besaßen diese hingegen bei weitem nicht die Qualität, die ihnen ursprünglich beigemessen worden ist", heißt es laut "FTD" in dem Bericht der Untersuchungskommission. Es sei auch wegen der räumlichen Enge und der fehlenden Privatsphäre an Bord des Seglers nicht zu vermeiden, dass die "menschliche Fehlbarkeit gelegentlich im Einzelfall zu Beanstandung Anlass gibt". Persönlichem Versagen Einzelner sei die Schiffsführung jedoch "konsequent begegnet".

Der kürzlich wegen einer Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit zurückgetretene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte den "Gorch Fock"-Kapitän Norbert Schatz im Januar vorläufig suspendiert und die Rückkehr des Segelschulschiffs nach Deutschland angeordnet. Zuvor waren schwere Vorwürfe von Offiziersanwärtern über Schikanen an Bord bis hin zu sexueller Nötigung bekannt geworden. Für seine Entscheidung war Guttenberg heftig kritisiert worden, weil er selbst zuvor vor einer Vorverurteilung des Kapitäns ohne Überprüfung der Vorwürfe gewarnt hatte.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin wollte sich zu den Inhalten des Berichts nicht äußern. Zu solchen nicht-öffentlichen Berichten nehme das Ministerium grundsätzlich keine Stellung. Für ihren Untersuchungsbericht hat die Kommission nach Darstellung der Zeitung 221 Offiziersanwärter und 192 Angehörige der Stammbesatzung der "Gorch Fock" befragt. Der Bericht wurde bereits am 8. März dem Marine-Inspekteur Axel Schimpf überreicht, am vergangenen Freitag wurde er laut Verteidigungsministerium dem Verteidigungsausschuss des Bundestags zur Verfügung gestellt. Voraussichtlich am Mittwoch soll der Ausschuss über den Bericht beraten. Zu den Umständen des Todes der Kadettin ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Kiel.

Die Beschwerden von Offiziersanwärtern über unzumutbaren Drill nach dem tödlichen Unfall der 25-jährigen Kadettin im November bewerten die Ermittler der Marine laut "FTD" als "Einzeläußerungen". Mehrere Kadetten hatten in Eingaben an den Wehrbeauftragten des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), beklagt, sie seien nach dem tödlichen Sturz einer Kameradin aus der Takelage von ihren Ausbildern genötigt worden, wieder in die Segel zu klettern. Dass die Ausbilder nach dem Unfall "unangemessen massiven Druck" zum Aufentern ausgeübt hätten, könne durch die Untersuchungen "nicht bestätigt werden", heißt es demnach im Untersuchungsbericht.

Der 21-jährige Bundeswehr-Soldat, der im Dezember versehentlich einen Kameraden in Afghanistan erschossen hatte, soll derweil nach einem Medienbericht vorzeitig entlassen werden. Die Bundeswehr wirft dem Hauptgefreiten nicht sachgerechten Umgang mit Waffen und Munition vor, wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" am Samstag vorab berichtete. Das Verteidigungsministerium wollte die Entlassung auf Anfrage nicht bestätigen. "Wir äußern uns nicht zu laufenden Verfahren", sagte ein Sprecher.

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cjf/AFP/DPA