Der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Barack Obama, wird seine Rede in Berlin offenbar vor der Siegessäule halten. Die "Berliner Zeitung" meldete unter Berufung auf senatsnahe Kreise, die Bühne für die Rede Obamas am kommenden Donnerstag werde am Großen Stern im Berliner Tiergarten so aufgebaut, dass er in Richtung Pariser Platz spreche. So seien symbolträchtige Bilder mit dem Brandenburger Tor im Hintergrund möglich.
Kanzlerin Merkel wird Obama bei seinem Berlin-Besuch im Kanzleramt empfangen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm kündigte ein Gespräch und einen gemeinsamen Fototermin Merkels mit Obama an. Eine gemeinsame Pressekonferenz ist nicht geplant.
Gegen Obamas Auftritt direkt am Wahrzeichen Berlins hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgesprochen. Die Debatte um den Standort seiner Rede hatte zu Verstimmungen innerhalb der großen Koalition geführt. Anders als Merkel hatte Vizekanzler und Außenminister Frank-Walter Steinmeier eine Rede Obamas vor dem Brandenburger Tor gutgeheißen. Obama selbst hatte Kompromissbereitschaft signalisiert und erklärt, ihm sei der Inhalt seiner Rede wichtiger als der Ort.
Regierungssprecher Wilhelm erklärte, die Entscheidung über den Ort liege beim Team des Präsidentschaftskandidaten. Die Regierung warte ab und gehe davon aus, dass am Ende eine einvernehmliche Lösung stehe, die allen Interessen gerecht werde.
McCain: Alles Wahlkampf
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber John McCain hat die bevorstehende Europareise seines demokratischen Rivalen Barack Obama als Wahlkampfveranstaltung kritisiert. Das gelte vor allem für Obamas Absicht, am Brandenburger Tor in Berlin eine Rede zu halten. Dabei handle es sich um einen reinen Wahlkampftermin, sagte McCain.
Auch der von Obama geplante Rückzug aus dem Irak ist nach Ansicht von McCain reine Wahlkampftaktik. Der Abzug der Truppen könne nur situationsabhängig erfolgen, nicht aus einem "künstlichen, politisch inspirierten" Zeitplan heraus, sagte der Senator aus Arizona bei einer Veranstaltung in Kansas City. Der Erfolg im Irak sei nach wie vor brüchig und die Pläne Obamas könnten ihn zunichtemachen. Ein Abzug würde in dem Golfstaat Chaos hinterlassen und den Einfluss des Iran stärken.
Obama hatte am Dienstag in einer Grundsatzrede zur Irak-Politik einen umfassenden Kurswechsel gefordert und einen Truppenabzug innerhalb von 16 Monaten angekündigt. Der Senator aus Illinois betonte gleichzeitig aber auch, dass er für taktische Anpassungen offen sei.

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Details zu Obama-Tour unbekannt
Weiterhin unklar sind die genauen Daten und der Verlauf der Reise von Obama nach Europa und Nahost. Nach einem Bericht der englischen Tageszeitung "The Times" sollte Obama am heutigen Freitag in London eintreffen und dort Premierminister Gordon Brown treffen. Andere Medien gehen davon aus, dass Obama erst am Ende seiner Reisetour in der nächsten Woche nach Großbritannien reisen wird.
Beobachter rechnen damit, dass Obama am Montag in Jordanien eintreffen wird und danach Israel und die Palästinensergebiete besuchen wird. Am Donnerstag nächster Woche wird Obama in Berlin erwartet. Im Anschluss soll er dann nach Frankreich weiterreisen. Auch ein Besuch im Irak und in Afghanistan steht laut Medienberichten auf dem Reiseplan Obamas.