Muslime in Niedersachsen sind empört über eine Broschüre des Innenministeriums zur Bekämpfung des islamistischen Extremismus. Die Liste beschreibt, woran man erkennen soll, wann junge Muslime in den Extremismus abgleiten. Sie wird verteilt an Jugendamtsmitarbeiter und Lehrer. Muslime haben den niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann (CDU) dafür kritisiert.
Der Vorsitzende des Moscheeverbands Schura Niedersachsen, Avni Altiner, zeigte sich empört. "Dadurch entsteht ein Klima der Angst", sagte Altiner der "Neuen Presse" Hannover. Auch Islamfeindlichkeit werde durch die Checkliste geschürt. Ein Sprecher des Ministeriums betonte, dass es vielmehr darum gehe, differenziert und umfassend über den Islamismus zu informieren.
Mögliche Indizien: Gewichtsverlust und längere Reisen
Die Broschüre nennt 26 Punkte als mögliche Hinweise auf ein Abgleiten in den Extremismus, darunter Gewichtsverlust durch geänderte Essgewohnheiten, eine intensive Beschäftigung mit dem Leben nach dem Tod und längere Reisen in Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung.
Das Innenministerium betonte, die Broschüre zeige, dass es keinen allgemeingültigen, standarisierten Radikalisierungsverlauf gebe. Von einer Checkliste könne keine Rede sein. Brandenburg habe bereits 2010 eine ähnliche Broschüre erstellt, ohne dass dies zu Kritik geführt habe.