Wahl 2013 Milchbauer will in den Bundestag

Vom Kuhstall in die Politik: In seinen Ställen stehen hunderte Milchkühe. Doch den Hof will Kees de Vries aus Sachsen-Anhalt, ein gebürtiger Holländer, jetzt mit dem Plenarsaal tauschen.

Erst aus Holland in den Osten Deutschlands und nun vom Milchbauern auf dem Weg in den Bundestag: "Das ist eine Geschichte, die man nicht planen kann", sagt Kees de Vries, CDU-Bundestagskandidat für den Wahlkreis 71 Anhalt, in seinem schmucklosen Büro eines großen Milchviehbetriebs in Zerbst im Süden Sachsen-Anhalts. "Das Leben spielt mit einem, und ich spiele das gerne mit", sagt der 57-Jährige auf seinem Hof mit fast 1000 Milchkühen.

Bereits die Eltern von de Vries waren Bauern - acht Hektar Land, 30 Kühe und zwölf Kinder in den Niederlanden. Ihm war klar, dass der elterliche Betrieb nicht alle Kinder ernähren kann. Er machte sich mit einer Tulpenzucht selbstständig. Doch 1982 stieg er nach einem Unfall seines Vaters als ältestes Kind doch in den kleinen Hof ein.

Plötzlich dann die Wende in Ostdeutschland. "Und dann hört man in Holland von Chancen für junge Holländer, die einen Betrieb aufbauen wollen in der Landwirtschaft", erzählt de Vries. "Da haben wir mal geguckt und haben unsere Chancen gesehen." In Holland hätten sie für teueres Geld Flächen dazu pachten müssen. "Und hier lagen tausende Hektar brach. Das war fast eine nicht zu fassende Welt."

Sein Betrieb bewirtschaftet 1300 Hektar Land

Zusammen mit zwei seiner Brüder übernimmt er Anfang der 90er Jahre eine ehemalige LPG, leiht sich Geld von Banken, beantragt Förderung. Beinahe wären sie pleitegegangen. "Wir haben einfach nicht gewusst, was wir angefangen haben", sagt de Vries heute. "Aber wir mussten einfach weiter - Augen zu und durch." Inzwischen bewirtschaftet sein Betrieb 1300 Hektar Land.

Der gesprächige de Vries wurde zunächst im Bauernverband aktiv, dann auch in den Kreistag gewählt. Viele ehrenamtliche Aufgaben kommen hinzu. 2005 nimmt er die deutsche Staatsbürgerschaft an. "Er ist ein hervorragender Landwirt, der in der Lage ist, ein Vordenker zu sein", sagt der Präsident des Landesbauernverbandes, Frank Zedler. Freunde aus der Politik fragen de Vries schließlich, ob er nicht für den Bundestag kandidieren wolle.

Ein Kenner der Landwirtschaft

Doch im ersten Anlauf wird er nicht aufgestellt, im zweiten Anlauf nominiert ihn die CDU - doch er verliert 2009 mit nur 0,3 Punkten Unterschied gegen Linkspartei-Politiker Jan Korte. "Das war eine Protestwahl. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die wieder so stark werden", sagt de Vries zuversichtlich.

Wofür steht er? Ein Hauptinteresse gilt verständlicherweise der Landwirtschaft. Eine bessere Förderung von Kleinbetrieben im Vergleich zu Großbetrieben - wie es die EU will - findet er falsch. "Wir sehen überall in Europa einen Trend zu größeren Betrieben."

Sachsen-Anhalts CDU-Chef Thomas Webel schätzt an dem Kandidaten, "dass er durch seine vielen Funktionen und sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement mit seiner Region eng verbunden ist." Die Probleme der Landwirtschaft kenne er genau. Das mache ihn zu einem guten Vertreter der Interessen seiner Wähler.

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ds/Rochus Görgen, DPA