Die überarbeitete Wehrmacht-Ausstellung des Hambuger Instituts für Sozialforschung stützt nach Worten von Institutsleiter Jan Philipp Reemtsma weiter die umstrittene Aussage, dass die Wehrmacht in die Verbrechen der Nationalsozialisten verstrickt gewesen war. »Es gibt keine Veränderung in der These, aber eine starke Veränderung in der Argumentation«, sagte Reemtsma vor ausländischen Journalisten in Berlin. Die neu konzipierte und erweiterte Ausstellung wird zunächst in Berlin gezeigt. Aus Protest hat die rechtsextreme NPD für das Wochenende eine Großdemonstration angekündigt. Die Ausstellung hatte bereits in ihrer früheren Version in ganz Deutschland Proteste ausgelöst.
Überprüfung durch unabhängige Historikerkommission
Bei zahlreichen Demonstrationen von Rechtsextremisten und Gegendemonstranten war es zu Krawallen gekommen. Nach Kritik an mehreren fälschlich der Wehrmacht zugeordneten Bildern war die ursprüngliche Schau Ende 1999 ausgesetzt worden, um einer unabhängigen Historikerkommission Zeit zu geben, die Dokumente zu überprüfen.
Die Historiker kamen vor rund einem Jahr zu dem Ergebnis, dass die Ausstellung trotz einiger sachlicher Fehler, Ungenauigkeiten, pauschaler Aussagen und falscher Zuschreibungen von Fotos in ihrer Grundaussage korrekt sei. Die Historiker empfahlen daher, die Ausstellung in gründlich überarbeiteter Form fortzusetzen. Es sei unbestreitbar, dass die
Wehrmacht in der Sowjetunion an den Verbrechen der Nationalsozialisten teils führend, teils unterstützend beteiligt gewesen sei.
Im Grundsatz anders konzipiert
Reemtsma zufolge ist die überarbeitete Wehrmacht-Ausstellung wesentlich umfangreicher und detaillierter in der Darstellung und im Grundsatz anders konzipiert als die frühere Version. Die Ausstellung beschäftige sich nun auch mit Handlungsmöglichkeiten in der Wehrmacht. So würden die Reaktionen dreier Kompanieführer in Weißrussland auf den Befehl dokumentiert, die jüdische Bevölkerung in ihrem jeweiligen Einsatzort zu exekutieren. Einer der Kompanieführer habe den Befehl widerspruchslos ausgeführt. Der Zweite habe eine schriftliche Bestätigung des Befehls erbeten und ihn dann befolgt. Der dritte Kompanieführer habe sich widersetzt. Nachdem der Befehl erneut ergangen sei, habe sich der Kompanieführer abermals geweigert und letztlich keine Konsequenzen auf sich nehmen müssen.