Die Grünen verlangen von Bundespräsident Christian Wulff eine umfassende Aufklärung der Vorgänge um seinen umstrittenen Privatkredit. "Wir wollen genau wissen, was war", sagte der Fraktionschef der Grünen im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, am Mittwoch im rbb. Er erwarte, dass Wulff offenlege, welches Geld über welche Konten geflossen sei. Wenzel zeigte sich skeptisch, ob Wulff überhaupt Bundespräsident geworden wäre, wenn damals schon der Kredit bekannt gewesen wäre: "Möglicherweise hätte Herr Wulff sich damals gar nicht beworben um das Amt."
Aus der Union und der FDP erhielt der Bundespräsident allerdings Rückendeckung. Er könne in Wulffs Umgang mit dem Fall "kein juristisches Fehlverhalten erkennen", sagte der Parlamentsgeschäftsführer der Unionsfraktion, Peter Altmaier (CDU), am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Er sei zudem sicher, dass Wulff die Fragen, die an ihn gestellt würden, auch beantworten werde.
"Im Übrigen warne ich sehr davor, dass wir das Amt des Bundespräsidenten dadurch gefährden, dass wir es jetzt in unsachlicher Weise diskutieren", sagte Altmaier im ZDF. Er halte Wulff für einen guten Präsidenten und "deshalb werden sich all diese Dinge auflösen".
Zuvor hatte bereits FDP-Chef Philipp Rösler Wulff gegen den Vorwurf der Täuschung in Schutz genommen. "Der Bundespräsident hat erklärt, er habe sich damals korrekt verhalten. Ich habe überhaupt keinen Anlass, an dieser Aussage zu zweifeln", sagte Rösler, der als FDP-Fraktionschef und niedersächsischer Wirtschaftsminister eng mit Wulff zusammenarbeitete, der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochsausgabe).
In dem Fall geht es um einen privaten Kreditvertrag in Höhe von einer halben Million Euro, den Wulff und seine Frau Bettina mit der Ehefrau des Osnabrücker Unternehmers Egon Geerkens geschlossen hatten. Die Grünen im niedersächsischen Landtag hatten im Februar 2010 wissen wollen, ob es geschäftliche Beziehungen zwischen dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und Geerkens gegeben habe. Wulff ließ daraufhin im Landtag erklären, dass er mit Geerkens und dessen Firmen "in den letzten zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen" unterhalten habe.