Wolfgang Kubicki "Bis auf die Schwarte" auf die CSU eindreschen

Da redet jemand Tacheles: In einem Zeitungsinterview hat der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki zum verbalen Rundumschlag ausgeholt und ist dabei nicht nur der Union, sondern auch Politikern aus den eigenen Reihen auf die Füße getreten.

Mit neuen gegenseitigen Attacken haben Politiker von FDP und CSU ihre koalitionsinterne Fehde angeheizt. "Ich gehe von einer Stärkung der FDP in NRW aus, wir hatten dort bei der letzten Wahl ja nur ein bisschen über sechs Prozent. Und dann braucht Frau Merkel eine warme Winterjacke", sagte der FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, Wolfgang Kubicki, der Wochenzeitung "Die Zeit“. "Bis auf die Schwarte" werde man außerdem auf die CSU eindreschen. Mit Angriffen müsse insbesondere der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt rechnen. Dieser bezeichnete Kubicki umgehend als einen "Quartalsspinner".

Nach den Worten Kubickis will die FDP einen deutlich härteren Kurs gegen die Unionsparteien fahren, wenn die Liberalen bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai erfolgreich sind. Vor allem bei Angriffen auf die CSU wollten die Liberalen "jede Hemmung fallen lassen". Laut "Zeit" fügte das FDP-Vorstandsmitglied mit Verweis auf Dobrindt hinzu: "Diesen CSU-Generalsekretär werden wir uns als Erstes vornehmen. Feuer frei von jedem. Ich freue mich schon auf jede Sottise."

Dobrindt konterte daraufhin: "Dem Kubicki ist wohl die Schweinegrippe aufs Gehirn geschlagen. Für solche politischen Quartalsspinner wie Kubicki kann sich die FDP nur schämen."

Zudem spielte Kubicki offenbar auf das vor knapp drei Jahren geborene außereheliche Kind von CSU-Chef Horst Seehofer an. "Und warum nicht auch mal den CSU-Chef Horst Seehofer fragen: Hat Ihre Abneigung gegen die Kopfpauschale auch damit zu tun, dass Ihre Familienplanung etwas aus dem Ruder gelaufen ist?", sagte Kubicki. Seehofer hatte sich zu dem Kind bekannt.

Pinkwart und Pieper haben "keinen Arsch in der Hose"

Doch auch mit seinen Parteifreunden ging Kubicki hart ins Gericht. Mit Blick auf die Debatte rund um Parteichef Guido Westerwelle sagte Kubicki der "Zeit": "Wir haben Protagonisten in der Partei, die - weil sie keinen Arsch in der Hose haben - immer behaupten, die anderen seien schuld." In diesem Zusammenhang nannte er den stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Andreas Pinkwart sowie Cornelia Pieper, "meine besondere Freundin im Bundesvorstand".

Den Parteichef Guido Westerwelle hält Kubicki dagegen noch über Jahre für unentbehrlich. Ein Nachfolger sei nicht in Sicht, sagte Kubicki der "Zeit". Gesundheitsminister Philipp Rösler komme erst in einigen Jahren als möglicher Parteichef infrage. "Vier, fünf Jahre muss Guido mindestens noch überstehen", sagte Kubicki. Nach Ansicht Kubickis steht Westerwelle derzeit "unglaublich unter Druck". Wenn die Kampagne gegen den Außenminister so weiter gehe, "würde ich mir Sorgen um ihn machen". Er habe Westerwelle kürzlich geraten, besser auf seine "Sprachmuster" aufzupassen.

In Berlin sorgen Kubickis Äußerungen derweil für Unmut, die FDP-Spitze spricht von einer "merkwürdigen Einzelmeinung". Anstoß nahmen Politiker der Partei auch am Stil der Attacke. FDP-Sprecher Wulf Oehme sagte: "Wolfgang Kubicki muss man nicht erklären. Er spricht für sich selbst."

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AFP/DPA