Rainbow Warrior Reise ohne Rückkehr

Vor 20 Jahren versenkten französische Geheimagenten vor Neuseeland das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior. Der verstorbene französische Präsident Francois Mitterrand soll die tödliche Operation genehmigt haben.

Mit dem Anschlag auf das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior vor 20 Jahren hat Frankreich der Umweltschutzbewegung in gewisser Weise sogar einen Gefallen getan: Der 10. Juli 1985, an dem zwei Geheimagenten die Rainbow Warrior vor Neuseeland versenkten, habe Greenpeace "eine Aura von Glaubwürdigkeit und Seriosität gegeben, die wir vorher nicht hatten", sagte Steve Sawyer, der Leiter der damaligen Anti-Atom-Proteste. Die Explosion im Hafen von Auckland habe "das Ende unserer jugendlichen, überschwänglichen Unschuld" bedeutet und die Organisation an Profil gewinnen lassen.

"Plötzlich wurden wir todernst", denn "demokratische Regierungen wollten uns töten", blickt Sawyer zurück. 1971 gegründet, hat sich Greenpeace seit dem Anschlag zu einer weltweiten Bewegung mit 2,8 Millionen Mitgliedern entwickelt. Bei der Explosion wurde ein Greenpeace-Fotograf getötet, die neuseeländische Regierung sieht die Versenkung des Schiffs immer noch als den einzigen Terroranschlag in ihrem Land an.

Taube mit Ölzweig auf dem Meeresboden

Am Sonntag lief der Nachfolger des versenkten Schiffs, die Rainbow Warrior II, in Neuseelands Matauri Bay ein. Dort wurde die Rainbow Warrior endgültig versenkt, nachdem sie für Ermittlungen vorübergehend wieder flott gemacht wurde. Taucher wollten auf dem Meeresboden in der Nähe des Wracks eine marmorne Taube mit einem Ölzweig niederlegen. Zwei Minen hatten französische Geheimagenten im Juli 1985 an der Rainbow Warrior befestigt. Die Sprengsätze zerstörten die Außenwand des Schiffs, das auf dem Weg in den Südpazifik war: Beim Mururoa-Atoll wollten die Greenpeace-Aktivisten für einen atomfreien Pazifik demonstrieren.

Die erste Explosion habe ein Loch in den Stahl gerissen, durch das locker ein VW gepasst hätte, sagte der Kapitän der Rainbow Warrior, Pete Willcox. Der damals 32-Jährige wurde von der Detonation aus dem Schlaf gerissen. Der holländische Fotograf Fernando Pereira suchte seine Kamera, als der zweite Sprengsatz zündete - "direkt unter uns, an der Antriebswelle", wie Willcox berichtete. Pereira wurde von den Wassermassen in seiner Kabine eingeschlossen und ertrank.

Die Polizei bestätigte, dass die Explosionen kein Unfall waren. Innerhalb von nur zwei Tagen kristallisierte sich heraus, dass Frankreich für die Sabotageakte verantwortlich war. "Wir konnten es erst nicht glauben", sagte Alan Galbraith, der damals die Ermittlungen leitete. Die Beweislage war jedoch erdrückend: Gefunden wurden nicht nur zahlreiche Telefondaten mit direkten Durchwahlnummern zum französischen Geheimdienst in Paris, sondern auch eine französische Yacht, die den Sprengstoff und mehrere der Beteiligten an Bord gehabt hatte. Nach wenigen Tagen wurden zwei von neun französischen Agenten festgenommen, die nach Neuseeland eingereist waren. Statt das Land schnellstmöglich wieder zu verlassen, hatten Alain Mafart und Dominique Prieur auf die Rückzahlung ihrer Kaution für einen Mietwagen gewartet. Die Agenten hätten verschiedene Dokumente aufbewahrt, was nicht bester Geheimdienstmanier entspreche, sagte Galbraith.

Täter nach zwei Jahren wieder frei

Die neuseeländische Regierung sprach von "staatlich unterstütztem Terrorismus" und erhielt nach jahrelanger offener Feindseligkeit mit Frankreich eine Reparationszahlung in Millionenhöhe - zusammen mit einer laut Greenpeace "nicht überzeugenden" Entschuldigung. Pierre Lacoste, der damalige Chef der französischen Spionageabwehr, sagte der neuseeländischen Zeitung "Herald", er könne die Einstufung als Terrorakt verstehen. Schließlich sei ein Schiff in einem Hafen versenkt worden, "wo friedliche Leute waren". Lacoste wurde nach dem Anschlag entlassen, der damalige Verteidigungsminister Charles Hernu trat zurück. Die beiden festgenommenen Geheimagenten wurden wegen Pereiras Tod in Neuseeland zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt, kamen nach Sanktionsdrohungen aus Paris aber nach zwei Jahren wieder frei.

Den Anschlag genehmigt haben soll der verstorbene französische Präsident Francois Mitterrand. Die Zeitung "Le Monde" berichtete unter Berufung auf Lacoste, Mitterrand und Hernu hätten von der Operation gewusst und ihre Zustimmung erteilt. "Le Monde" veröffentlichte einen Bericht, den Lacoste ein Jahr nach dem Anschlag schrieb und danach geheim hielt. Lacoste erklärte, die Spionageabwehr sei zu dem Schluss gekommen, dass nur Sabotage die "Rainbow Warrior" in Neuseeland an ihrem Protest hindern könne. Hernu habe nicht widersprochen und auch keine Bedenken geäußert. "Ich hätte eine solche Operation nicht ohne die persönliche Zustimmung des Präsidenten der Republik ausgeführt", schrieb Lacoste.

Schon 1989 hatten zwei französische Journalisten in einem Buch erklärt, Mitterrand habe von den Plänen zur Versenkung des Schiffs gewusst. In einem Bericht der Regierung von 1985 hieß es, General Jean Saulnier, der damalige Militärberater des Präsidenten, habe die Finanzierung der Operation genehmigt. Mitterrands genaue Rolle blieb jedoch unklar. Kurz nach dem Anschlag sprach er von einer "kriminellen und dummen Handlung".

Frankreich beendete seine Atomtests im Pazifik erst 1995. Bis heute leiden die Menschen in der Region unter den Spätfolgen und kämpfen für Entschädigungen.

AP
Ray Lilley/AP

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos