Flüchtlingswelle Gute Idee aus London – private Helfer bekommen 420 Euro, wenn sie Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen

Die Zivilisten fliehen aus der Ukraine. Wo sollen sie auf Dauer unterkommen?  
Die Zivilisten fliehen aus der Ukraine. Wo sollen sie auf Dauer unterkommen?  
© Attila Husejnow / Picture Alliance
Auf Europa kommt eine noch nie da gewesene Flüchtlingswelle zu. Die Regierung will dafür privaten Wohnraum mobilisieren. Die Dankeschön-Prämie könnte auch ein Modell für Deutschland sein.

Großbritannien gehört zu den stärksten Unterstützern der Ukraine. Britische Ausbilder haben die Soldaten trainiert, Veteranen aus dem Königreich schließen sich den Kiewer Streitkräften an und es werden modernste tragbare Raketen geliefert, die gegen Panzer und Luftziele eingesetzt werden.

Nur beim Thema "Flüchtlinge" funktionierte bislang wenig. Der Grund ist der Brexit, die großzügigen Regelungen für die EU gelten in Großbritannien nicht. Und die Visa-Formalitäten zur Einreise passen so gar nicht in die Kriegs- und Notzeiten. Das ganze Netz ist voll von Kommentaren wütender Briten, die Hilfe leisten wollen und im Formulargestrüpp hängen bleiben.

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Hier hat die britische Regierung Abhilfe versprochen. Mit einer anderen Idee könnte sie sogar Vorbild werden. Der Staatssekretär für Kabinettsangelegenheiten und Wohnungsbau Michael Glove hat angekündigt, dass jeder Brite, der Flüchtlinge aus der Ukraine aufnimmt, unbürokratisch 350 Pfund im Monat erhalten soll. Im Rahmen des "Homes for Ukraine"-Programms erhalten Gastgeber, die für mindestens sechs Monate eine mietfreie Unterkunft zur Verfügung stellen, die monatliche Gebühr von der Regierung, egal wie viele Flüchtlinge sie aufnehmen.

Idee für Deutschland 

Eine Idee, die auch bei uns in Deutschland Schule machen sollte. 350 Pfund sind etwa 420 Euro. Das ist keine Summe, die die Geschäftemacher des Elends auf den Plan rufen könnte. Und im Vergleich zu neuen Sammel- und Notunterkünften würde der Staat zudem viel Geld sparen. Derartige Unterkünfte werden meist nur wenige Jahre benutzt. Je schneller sich die Flüchtlinge integrieren, umso schneller stehen die Anlagen leer. Beim privaten Engagement gibt es in den meisten Fällen eine Familie ehrenamtlicher Integrationshelfer dazu. Vor allem entstehen keine Ghettos am Stadtrand. Auch ohne bösen Willen können Sammelunterkünfte kaum in "normalen" Wohngebieten errichtet werden. Das verhindern nicht nur entsprechende Vorschriften, die meisten Städte verfügen überhaupt nicht über freien Flächen in dieser Größe, die sie bebauen könnten. Bei einer privaten Unterkunft würden sich die Neuankömmlinge hingegen auf die Wohngebiete verteilen. Potenzial wäre in Deutschland auf jeden Fall vorhanden. Gerade Ältere leben häufig in Wohnungen und Häuser, in denen sie gar nicht alle Zimmer bewohnen.

Details aus Großbritannien sind noch nicht bekannt. Glove gab nur bekannt, dass die Kommunen für jeden ankommenden Flüchtling zunächst 10.000 Pfund erhalten sollen. Sicher gibt es auch schwierige Fragen. Die Unterkunft sollte geeignet sein, dennoch darf das Ganze nicht bürokratisch belastet werden. Wenn Beamte Raumschrägen und WC-Abstände in privaten Häusern überprüfen, nachmessen und monieren, dürfte die gute Idee sich schnell ins Gegenteil verkehren. Für die privaten Helfer wäre das Geld ein "Dankeschön" und eine Anerkennung der Regierung. Und diejenigen, die das Geld nicht brauchen, können es ebenso unbürokratisch an ihre Gäste aus der Ukraine weiterreichen.