"heute wichtig" Energiekrise: Wird aus dem "Katar-Deal" ein Kater-Deal?

Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) und der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani
Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) und der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani
© Kay Nietfeld / DPA
Ab 2026 soll 15 Jahre lang Flüssiggas aus Katar importiert werden. Langfristig sollen die neu gebauten LNG-Terminals zwar auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden. Doch bis dahin setzt die Bundesregierung zu sehr auf die Brückentechnologie Flüssiggas, kritisiert Energieökonomin Claudia Kemfert. 

Ab 2026 soll das Gas aus Katar fließen. Der "Katar-Deal" soll rund drei Prozent der jährlichen Energieversorgung in Deutschland stellen und ist auf 15 Jahre angelegt. Deshalb kritisiert die Energieökonomin Claudia Kemfert in der 418. Ausgabe des Podcasts "heute wichtig" diese lange Laufzeit: "Wenn wir die Klimaziele umsetzen wollen, dann muss der Anteil von fossilem Erdgas deutlich schneller sinken, als jetzt angenommen wird." Drei Prozent sind zwar nur ein geringer Anteil an der generellen Energieversorgung. Doch wenn Katar bis 2041 Gas liefern soll, wird die bis 2045 angestrebte Klimaneutralität in Deutschland schwer zu halten sein.

Stattdessen lässt die Bundesregierung für 6,56 Milliarden Euro LNG-Terminals für Flüssiggas bauen, bei denen ab Januar eine veraltete Energiequelle ankommen soll: "Wenn wir die in vollem Umfang ausnutzen, jenseits dieser drei Prozent Lieferungen aus Katar – dann erreichen wir weder die Klimaziele noch die Energiewendeziele und das sehe ich als hochkritisch an." 

Der Katar-Deal hilft kurzfristig, aber: "Flüssiggas ist nicht klimafreundlich" 

Aktuell ist kaum ein Bereich in Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität, warnte der Expertenrat der Bundesregierung erst im November. Deutschland könne die eigenen Klimaziele kaum noch erreichen, denn bisher fehlen Maßnahmen, die umgesetzt werden. Auch im Energiesektor. Claudia Kemfert leitet die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Bei ihr hält sich die Freude über die neuen Flüssiggas-Terminals in Grenzen.

Im Gespräch mit "heute wichtig"-Moderator Michel Abdollahi warnt Kemfert vor zu viel Euphorie: "Flüssigerdgas ist nicht klimafreundlich und das muss man wissen. Wenn man die Klimaziele erreichen will, muss man auch davon weg perspektivisch." Die neuen Terminals seien eine Übergangsmöglichkeit, aber nicht mehr: "Es wäre sehr viel sinnvoller, wenn wir heute statt dieser Flüssiggasterminals gleich Wasserstoffterminals bauen, samt Anlandungsmöglichkeiten und Infrastruktur für den Bedarf." Die Terminals auf Wasserstoff umzurüsten, ist bisher zwar in Planung, doch diese Pläne sind aktuell noch sehr vage, sagte der Betreiber selbst der "Zeit". 

Anstatt auf Brückentechnologien zu setzen, sollte die Bundesregierung dringend stärker auf erneuerbare Energien setzen, fordert die Energieökonomin: "Wir werden grünen Wasserstoff für die Industrie benötigen. Es wäre sinnvoller, wenn man das heute schon investiert. Aber wir sind immer diejenigen, die 15 Jahre im Voraus reden und 15 Jahre später wird dann irgendwann etwas gemacht." 

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