Deutschland fehlen Arbeitskräfte – so viele, dass durch unbesetzte Stellen im Jahr etwa 86 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung verloren gehen. Gleichzeitig schlittert die Bundesrepublik in eine Rezession, die Kaufkraft geht zurück und die Inflation steigt. Im Podcast "heute wichtig" erklärt der Schweizer Makro-Ökonom Dr. Guido Baldi in Folge #380, warum die deutsche Wirtschaft aktuell besonders leidet: "Deutschland hat eine tolle, solide Wirtschaft und einen tollen Mittelstand, innovative Produkte. Aber es hat auch ein Laster und das war lange Zeit das billige Erdgas, die billige Energie aus Russland. Von dem haben wir uns abgängig gemacht, waren überspitzt gesagt süchtig nach billigem Erdgas. Das hat der deutschen Industrie geholfen." Und wo das billige Gas jetzt fehlt, sind deutsche Unternehmen weniger wettbewerbsfähig. Besonders die, die viel Energie in der Produktion brauchen.
Teure Folgen des Ukraine-Kriegs
Im Gespräch mit "heute wichtig"-Host Michel Abdollahi erläutert Dr. Baldi, welche Kosten auf Deutschland zukommen. Im August rechnete der Konjunkturexperte aus, dass der russische Krieg in der Ukraine und seine Folgen Deutschland etwa fünf Prozent seiner Wirtschaftsleitung kosten könnten: "Das sind dann fast 200 Milliarden Euro." Die hohen Schulden, die die Regierung nun für die Entlastungspakete aufnimmt, hält der Konjunkturexperte aber für richtig: "Hohe Schulden und gleichzeitig eine lange Wirtschaftskrise, das ist die giftige Mischung. Aber wenn wir in einer Krise, wie jetzt, Schulden machen und das Geld benutzen, um unsere Wirtschaft für die Zukunft auszurichten und die ökologische Transformation hinzubekommen – dann bin ich zuversichtlich, dass uns die Schulden nicht um die Ohren fliegen werden."
Rezession dauert noch, ein Ende ist aber in Sicht
Vorerst sind die Prognosen eher negativ. Doch Dr. Guido Baldi, der am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin arbeitet, ist sicher, dass Deutschland aus dieser Rezession auf absehbare Zeit auch herauskommt: "Ich glaube schon, dass noch dieser und der kommende Winter schwierig sein werden, aber danach bin ich doch eher optimistisch, dass der Wirtschaftsaufschwung stärker einsetzen wird und die Zeiten wieder besser werden."
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