Am Bau der Pipeline Nord Stream 2 AG verdiente ein Freund des russischen Präsidents Wladimir Putin, den in der Vergangenheit auch der Oppositionspolitiker Alexej Nawalnyj ins Visier genommen hatte. Nach Recherchen des stern wurden mehrere hundert Kilometer einer Zulieferpipeline innerhalb Russlands im Dezember 2019 von der Firma Stroygazmontazh fertiggestellt, die bis November dem Milliardär Arkadij Rotenberg gehörte. Er ist ein Jugendfreund von Putin, gilt in Russland als "König der Staatsaufträge" und war auch bereits die Zielscheibe von Kritik des Oppositionspolitikers Alexej Nawalnyj.
Die Nord Stream 2 AG im schweizerischen Zug, bei der Altkanzler Gerhard Schröder als Verwaltungsratspräsident fungiert, verwies darauf, dass man nur für die Röhre in der Ostsee zuständig sei, nicht für die Anbindungspipeline.
Die Mannheimer Staatsanwaltschaft bestätigte dem stern, dass sie bis heute wegen Bestechungsverdacht gegen Verantwortliche der RMA-Firmengruppe ermittle, die als Zulieferer des Nord-Stream-Mutterkonzerns Gazprom bekannt ist. Sie hatte für Nord Stream 1 Pipelinetechnik zugeliefert und jetzt offenbar auch mit dem Bau von Nord Stream 2 zu tun. Bis ins Jahr 2014 sollen Provisionszahlungen über rund acht Millionen Euro an eine Firma auf den Britischen Jungferninseln geflossen sein. Ein Anwalt wies im Auftrag der Firmengruppe den Korruptionsvorwurf zurück. Man habe legale Provisionszahlungen geleistet, die aber "keinerlei Zusammenhang“ mit Gazprom-Projekten wie Nord Stream hätten. Die Staatsanwaltschaft hatte diesen Verdacht noch im Oktober 2017 gegenüber dem stern ausgesprochen. Dies sei aber, so jetzt ein Anwalt für RMA, in "einer fehlerhaften und inhaltlich überholten Presseauskunft" geschehen.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte jetzt, dass zunächst "gewisse Anhaltspunkte" dafür sprachen, "dass seitens der RMA-Gruppe strafrechtlich relevante Provisionszahlungen im Zusammenhang mit dem Nord Stream-Projekt erfolgt sein könnten". Speziell betreffend Nord Stream habe sich diese Verdacht "nicht bestätigt". Es werde aber weiter ermittelt, "ob seitens der RMA-Gruppe strafrechtlich relevante Provisionszahlungen im Zusammenhang mit anderen Projekten als dem ‚Nord Stream‘-Projekt geleistet wurden", teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit.
Die Berliner Ökonomin Claudia Kemfert, die die Energieabteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) leitet, plädierte gegenüber dem stern dafür, die Nord-Stream-2-Pipeline nicht fertigzustellen. „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, sagte sie. Weder gebe es genug Bedarf an dem Gas noch an zusätzlicher Pipelineinfrastruktur: "Das wird eine Investitionsruine", sagte Kemfert.