stern-Umfrage Mehrheit sieht höheres Bürgergeld als Anreiz, nicht zu arbeiten

Schild mit Kreideaufschrift: Aushilfe gesucht
Nicht nur die Gastronomie sucht verzweifelt nach Arbeitskräften. Viele Deutsche befürchten, dass das höhere Bürgergeld Minijobs noch unattraktiver macht
© IMAGO/Michael Gstettenbauer
Um zwölf Prozent steigt das Bürgergeld zu Beginn kommenden Jahres. Die Mehrheit der Bundesbürger sieht darin einen Anreiz, keine reguläre Arbeit aufzunehmen. Nur die Anhänger einer Partei denken deutlich anders.

Das Bürgergeld, also das bisherige "Hartz IV" genannte Arbeitslosengeld II, wird Anfang 2024 um zwölf Prozent erhöht – etwa für Alleinstehende von 502 auf 563 Euro. Dies sei angesichts der stark gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten notwendig, argumentiert die Bundesregierung. Kritiker entgegnen, dass es sich für Menschen, die im Niedriglohnbereich arbeiten oder arbeiten könnten, dann kaum noch lohne, einer Beschäftigung nachzugehen. 

Zwei Drittel der Deutschen teilen diese Einschätzung, wie eine Forsa-Umfrage für den stern ergab. Besonders kritisch sehen die Bürgergeld-Erhöhung die Anhänger der AfD und der Union. 86 bzw. 78 Prozent von ihnen sehen sie als Hemmnis, eine reguläre Beschäftigung aufzunehmen. Aber auch unter den Wählern der FDP (60 Prozent) und der SPD (54 Prozent) überwiegt die Befürchtung, dass der Anreiz zu arbeiten sinkt. Lediglich die Anhänger der Grünen teilen diese Auffassung mehrheitlich nicht. Nur 27 Prozent von ihnen sehen die Bürgergeld-Erhöhung zum kommenden Jahr als Anreiz nicht zu arbeiten. 

Tatsächlich verdienen Alleinstehende, die in Vollzeit zum Mindestlohn arbeiten, durchschnittlich 532 Euro mehr, als sie nach der anstehenden Bürgergeld-Erhöhung bekämen. Bei Familien mit drei Kindern und einem Einkommen in Höhe des Mindestlohns sind es bis zu 771 Euro mehr – abhängig vom Alter der Kinder. Beides basiert auf einer Berechnung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag des ARD-Magazins Monitor. 

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für die RTL-Gruppe Deutschland am 16. und 17. November 2023 erhoben. Datenbasis: 1009 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.